Lehrkräfte kritisieren geplante Öffnung der Grundschulen in Bremen

Unterricht mit ganzen Klassen halten viele Lehrkräfte der Bremer
Grundschulen derzeit für riskant. Die Bildungssenatorin sieht das mit
Blick auf die Bedürfnisse der Kinder anders.

Bremen (dpa/lni) - Die geplante Öffnung der Grundschulen in der Stadt
Bremen zum 1. März ist aus Sicht vieler Lehrerinnen und Lehrer
falsch. Nach einem Onlinetreffen von Beschäftigten der Grundschulen
forderte die Bildungsgewerkschaft GEW am Mittwoch, Unterricht und
Notbetreuung in halben Gruppen bis zu den Osterferien beizubehalten.
So hätten Kinder und Jugendliche soziale Kontakte und die Gesundheit
aller Beteiligten könnte geschützt werden. Die Rückkehr zu vollen
Klassen ist der GEW zufolge ein zu großes Risiko. Die Inzidenzzahlen
seien zu hoch, zudem wachse der Anteil der ansteckenderen Mutanten.
«Es ist doch Augenwischerei jetzt weiterhin zu behaupten, dass das
Infektionsgeschehen in den Bildungseinrichtungen unerheblich sei»,
sagte GEW-Landesvorstandssprecherin Elke Suhr. Die GEW hat für
Freitagnachmittag Protestaktionen angekündigt.

Aus Sicht von Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) ist die
Öffnung der Schulen wichtig. «Kinder brauchen Kinder, und sie
brauchen Kita und Schulen für eine gute Entwicklung. Das gilt
besonders für den Nachwuchs aus ärmeren Haushalten», sagte die
Politikerin in einem Interview der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Die
Sorgen vor einer Ausbreitung des Coronavirus in den Einrichtungen
spiegelten sich nicht im Infektionsgeschehen wider. Insbesondere an
den Grundschulen in Bremen gebe es bislang sehr wenige Infektionen.
«Infektionsschutz ist wichtig, aber es muss eine Abwägung mit anderen
Folgeschäden getroffen werden.» Ein maximaler Infektionsschutz
bedeute maximale Schäden in anderen Bereichen. «Kinder haben einen
erheblichen Bewegungsmangel, Konzentrationsschwächen nehmen zu, die
Sprachentwicklung ist gestört, und auch depressive Verstimmungen
werden diagnostiziert», sagte sie mit Verweis auf Rückmeldungen von
Kinder- und Jugendärzten.