Ernst hofft auf offene Schulen bis Ostern - Expertentisch abgelehnt

Kinder und Jugendliche leiden unter den Schulschließungen,
Corona-Kontaktbeschränkungen und fehlenden Freizeitangeboten am
meisten - so weit sind sich alle Fraktionen im Landtag einig. Doch
bei der Suche nach Gegenmaßnahmen herrscht weiter großer Streit.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD)
setzt darauf, trotz der Corona-Pandemie alle Schulen im Land bis
Ostern wieder öffnen zu können. «Es ist gut, dass die Grundschulen
wieder geöffnet sind - das ist ein erster entscheidender Schritt, die
Rahmenbedingungen für unsere Kinder und Jugendlichen zu verbessern»,
sagte Ernst am Mittwoch in der Aktuellen Stunde des Landtags. Diesem
Schritt müssten aber schnell weitere folgen, betonte Ernst. «Ich
hoffe, dass im Laufe des März auch die weiterführenden Schulen im
Wechselunterricht wieder öffnen können und dass Jugendangebote und
Sport im Freien wieder möglich wird.»

Die Linke-Fraktion hatte die Aktuelle Stunde zur Bewältigung der
Folgen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen beantragt.
Denn nach verschiedenen Studien hätten bei dieser Gruppe
Depressionen, psychosoziale Störungen und Folgen von Bewegungsmangel
deutlich zugenommen, betonten Redner aller Fraktionen.

Die Abgeordnete Kathrin Dannenberg forderte für die Linke-Fraktion
einen Expertentisch zur Bildung, in dem Vertreter von Verbänden und
Wissenschaftler die besten Konzepte für die Bewältigung der
Lernrückstände und anderer Probleme erarbeiten sollten. Dies lehnten
die rot-schwarz-grünen Koalitionsfraktionen jedoch ab. Ernst und der
CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann wiesen darauf hin, dass es
regelmäßige Beratungen mit Experten sowie mit dem Landeseltern- und
Landesschülerrat zu Maßnahmen wie Wechselunterricht in der Schule und
zu Hause oder Abschlussprüfungen gebe.

Der AfD-Abgeordnete Dennis Hohloch verwies darauf, dass sich laut
Studien die effektive Lernzeit der Kinder im Distanzunterricht
halbiert habe. «Schon vor der Pandemie war es um die Bildung in
Brandenburg nicht gut bestellt - können Sie sich vorstellen, wie es
nun aussieht?», fragte er. Hohloch forderte von Ernst neue Ansätze
für das laufende Schuljahr und darüber hinaus. Dabei müsse sich der
Unterricht auf die Kernfächer konzentrieren und auch
Samstagsunterricht zur Aufarbeitung der Lernrückstände eingeführt
werden. Der entsprechende Antrag der AfD wurde vom Landtag abgelehnt.

Angenommen wurde der Antrag der Koalitionsfraktionen, in dem die
Landesregierung aufgefordert wird, freiwillige pädagogische Angebote
zum Abbau der Lernrückstände und entsprechende Angebote in den Ferien
zu finanzieren. Außerdem sollen studentische Assistenten in den
Schulen bis Ende des Jahres weiter beschäftigt werden.

Nach Angaben des Bildungsministeriums sind alle 485 Primarschulen in
öffentlicher Trägerschaft am Montag erfolgreich in den
Wechselunterricht gestartet. Gut die Hälfte der Schulen habe sich
entschieden, die auf maximal 15 Schüler reduzierten Lerngruppen an
bestimmten Wochentagen wechselweise in der Schule und zu Hause zu
unterrichten. Knapp 47 Prozent der Schulen entschieden sich für einen
wochenweisen Wechsel, und fast 3 Prozent organisierten ein
Schichtmodell mit Unterricht am Vormittag oder am Nachmittag.