Handel, Vermieter und Mode-Macher warnen vor Lockdown-Verlängerung

Düsseldorf (dpa) - Große deutsche Handelsketten,
Shopping-Center-Betreiber und Modehersteller haben gemeinsam eine
zeitnahe Öffnungsperspektive für den Einzelhandel gefordert. Der
Eigentümer des größten deutschen Schuhhändlers Deichmann, Heinrich

Deichmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur, immer mehr
Einzelhändler kämen in eine bedrohliche Lage. Es bestehe «die akute
Gefahr, dass viele Menschen in der Branche in den nächsten Monaten
ihren Arbeitsplatz verlieren und dass Ladenschließungen zur Verödung
von urbanen Räumen führen». Der stationäre Handel brauche «zeitna
h
alternative Öffnungskonzepte für eine sichere, kontrollierte und
verantwortungsvolle Perspektive».

Alexander Otto, Chef des Shopping-Center-Betreibers ECE, betonte,
viele Händler stünden schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Sie
könnten einen immer weiter andauernden Lockdown nicht mehr lange
durchhalten. «Es drohen zahlreiche Insolvenzen und Pleiten, das
Verschwinden hunderter Handelsunternehmen, die Schließung tausender
Geschäfte und der Verlust zigtausender Arbeitsplätze», warnte er. Man

werde die Innenstädte nicht mehr wiedererkennen. Dabei hätten Studien
gezeigt, dass der Handel kein Infektionstreiber sei. Rund 80 Prozent
der Kundenkontakte fänden ohnehin im geöffneten Lebensmittelhandel
statt. Dennoch gebe es dort keine erhöhten Infektionszahlen.

Der Geschäftsführer der größten deutschen Buchhandelskette Thalia,

Michael Busch, warnte vor den langfristigen Folgen der durch den
Lockdown gerissenen Finanzlöcher. «Mit jedem Tag Lockdown geht dem
Handel die Innovationsfähigkeit für die Zukunft verloren.»

Der Chef des Bekleidungsherstellers s.Oliver, Claus-Dietrich Lahrs,
drängte darauf, eine Balance zwischen Gesundheitsschutz und
Wirtschaftsinteressen herzustellen. «Wir müssen lernen, mit der
Pandemie zu leben.» Die Zeit dränge, sagte er. «Wir gehen fest von
einer Wiederöffnung am 8. März aus. Wir brauchen diese verbindliche
Öffnungsperspektive.» Andernfalls führe kein Weg an tiefgreifenden
Restrukturierungen vorbei. «Bei uns geht es dann unmittelbar um viele
Arbeitsplätze und um unsere Flächen in den Innenstädten», warnte er
.

Viele andere Einzelhändler wollen allerdings nicht mehr auf
Zugeständnisse der Politik warten. Handelsketten wie Obi,
MediaMarktSaturn und Breuninger haben deshalb bereits bei mehreren
Gerichten Eilanträge auf Aussetzung der Ladenschließungen
eingereicht.