Impfstoffe lassen sich schnell an neue Corona-Varianten anpassen

Düsseldorf (dpa) - Die aktuellen Corona-Impfstoffe können nach
Expertenangaben relativ rasch an mögliche neue Virusvarianten
angepasst werden. Die Impfstoffe könnten dann entweder eine neue oder
eine zusätzliche Komponente enthalten, sagte Klaus Cichutek,
Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI)

in einem Pressebriefing des Science Media Center. Es gebe Vorschläge
der EU-Kommission für gesetzliche Regelungen. «Wenn die durchkommen,
werden sie so ein, dass man hier keine Neuzulassung braucht.»

Nach einem neuen Plan seien nur wenige Voraussetzungen für die
Genehmigung eines angepassten Impfstoffs nötig. Die Herstellung des
neuen Impfstoffs müsse genauso verlaufen wie die des
Ausgangsproduktes. Die üblichen Labor- und Tierversuche seien nicht
nötig und auch keine großen Studien mit mehreren Tausend Teilnehmern.
Bei dem Test werde mit Hilfe von Blutuntersuchungen die Reaktion des
Immunsystems geprüft. Dabei müsse gezeigt werden, dass der neue
Impfstoff gegen die Variante ungefähr so wirksam sei wie das Original
gegen das Ausgangsvirus.

Zumindest bei mRNA-Impfstoffen sei eine Umstellung des Konstrukts
innerhalb von sechs Wochen möglich und die Herstellung von Millionen
Dosen innerhalb weiterer sechs Wochen, sagte Cichutek. In der Zeit
könne bereits die limitierte Prüfung beginnen. Wann das starten
werde, sei noch nicht absehbar. Die Zulassung neuer Impfstoffe werde
nötig, «wenn tatsächlich die Effektivität der vorhandenen Impfstoff
e,
die genutzt werden, stark zurückgeht und man da einen starken
Einbruch vernimmt», sagte Cichutek.

Nach Ansicht von Ugur Sahin, dem Vorstandsvorsitzenden des
Pharmaunternehmens Biontech, ist nicht immer ein stark geänderter
Impfstoff nötig, man könne auch mit Wirkungsverstärkung bessere
Ergebnisse erzielen. Denkbar ist laut Cichutek zudem der Einsatz
verschiedener Impfstoffe hintereinander bei einem Impfling.

«Wir haben ganz gute Tools, um Schritt zu halten mit der Pandemie»,
sagte Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
und betonte: «Wenn es kein großes Infektionsgeschehen gibt, dann gibt
es auch weniger Mutationen.» Daher sei es wichtig, dass die
Impfstoffe auch außerhalb der Industrienationen verteilt werden.
«Sonst kommt das Problem auf uns zu, weil es halt wieder eingetragen
wird.»

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte das geplante
Zulassungsverfahren kürzlich mit dem für Grippeimpfstoffe verglichen,
die auch jedes Jahr angepasst werden müssen.