Kerth erklärt frühe Impfung, auch Kärger bereits geimpft

Stralsund/Neubrandenburg (dpa/mv) - Der Landrat von Vorpommern-Rügen
hat seine frühe Impfung gegen das Coronavirus mit überschüssigem
Impfstoff und der vergeblichen Suche nach anderen Impfkandidaten
erklärt. Stefan Kerth (47) war schon am 12. Januar im Impfzentrum in
Stralsund geimpft worden, wie er laut Medienberichten am Montag auf
einer Kreistagssitzung bestätigte. «Ich bin an dem Tag da gewesen zur
Eröffnung», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Irgendwann seien Impfwillige gesucht worden, weil Spritzen bereits
aufgezogen worden waren für Impfberechtigte, die nicht erschienen
seien. Es habe an dem Tag technische Schwierigkeiten bei der
Terminvergabe durch das Land gegeben.

Laut einer Mitteilung des Landkreises waren zu Dienstschluss des
Zentrums noch vier aufgezogene Spritzen vorhanden, die man hätte
wegwerfen müssen. «Ich habe mich selbstverständlich dagegen verwahrt,

dass ich eine Impfung bekomme, weil ich einfach nicht dran bin»,
sagte Kerth. Mitarbeiter hätten allerdings zu dem Zeitpunkt nicht
ausreichend Ersatzkandidaten finden können. Auch im Hinblick auf
Impfbedenken habe Kerth auch befürchtet, dass es «extrem eigenartig
rüberkommt», wenn er sich kategorisch verweigert und darauf bestanden
hätte, dass die letzte Dosis weggeschmissen wird.

Schließlich habe er der Impfung zugestimmt und sei wie zwei
Hilfskräfte und ein weiterer Verwaltungsmitarbeiter geimpft worden.
Dabei handelte es sich laut Landkreis um einen normalen Mitarbeiter
und nicht um einen Stellvertreter oder Amtsleiter. Kerth habe sich
schon damals dazu entschieden die zweite Impfung verstreichen zu
lassen. Danach seien Listen mit Kontaktdaten erstellt worden, etwa
von Rettungsdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern oder Personal
aus Alten- und Pflegeeinrichtungen, die im Fall von übrigen Impfdosen
angerufen werden.

Nach Bekanntwerden der Impfung Kerths war Kritik laut geworden etwa
von der Jungen Union und der AfD. Die Staatsanwaltschaft prüft nach
eigenen Angaben den Sachverhalt sieht aber bisher keinen
Anfangsverdacht.

Der Landrat des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, Heiko Kärger
(CDU), ist ebenfalls bereits gegen Corona geimpft. Der 60-Jährige,
der auch Vorsitzender des Landkreistages Mecklenburg-Vorpommern ist,
wurde aufgrund seiner Vorerkrankungen als Risikopatient geführt, wie
die Leiterin des Gesundheitsamtes Cornelia Ruhnau am Dienstag
erklärte. Kärger, der sich derzeit außerhalb von
Mecklenburg-Vorpommern von einer anderen Erkrankung erholt, habe das
Gesundheitsamt des Landkreises aufgrund mehrerer Anfragen von der
Schweigepflicht entbunden.

Die Impfung sei mit Impfstoff erfolgt, der für Risikopatienten zur
Verfügung stand und ansonsten an dem Tag hätte vernichtet werden
müssen, erklärte Ruhnau. Die Impfung stand zudem im Zusammenhang mit
einer Operation, die damals in einer Klinik in einem
Corona-Hochrisikogebiet lag. Kärgers Vertreter, die Vize-Landräte Kai
Seiferth und Thomas Müller, sind noch nicht geimpft, wie beide auf
Anfrage erklärten.