Laschet rechnet mit Corona-Öffnungsstrategie in der nächsten Woche Von Bettina Grönewald und Dorothea Hülsmeier, dpa

Die Corona-Neuinfektionszahlen sinken nicht wie von der Politik
vorausberechnet. Dennoch sieht Ministerpräsident Laschet viel Anlass
zur Hoffnung: auf eine smarte Smudo-App für Kontaktketten, auf
Normalität, auf Karneval - und auf Olympia in NRW.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin
Laschet (CDU) erwartet von der Ministerpräsidentenkonferenz in der
kommenden Woche Öffnungsperspektiven in der Corona-Pandemie. «16
Länder erwarten, dass wir eine Öffnungsstrategie vorlegen», sagte er

am Dienstag in Düsseldorf. Das sei Beschlusslage. «Dass eine
Perspektive erkennbar ist: wo wird es hingehen - damit rechne ich bei
der Ministerpräsidentenkonferenz.»

Was geöffnet werden könne, sei dann anhand der Gesamtlage zu
entscheiden. «Im Moment sind Öffnungen nur möglich, um schwere
Schäden aufzufangen», bilanzierte er. Schließlich sei der erwartete
Rückgang der Corona-Neuinfektionsrate auf 50 beziehungsweise 35 pro
100 000 Einwohner binnen sieben Tagen nicht eingetreten. «Das Gebot
der Stunde ist: vorsichtig bleiben und gleichzeitig Debatten darüber
führen, wie Perspektiven für die Kultur, die Wirtschaft, für das
Geschäftsleben und für Selbstständige wieder eröffnet werden könn
en.»


NRW trete seit über einem Jahr dafür ein, dass bei Öffnungsschritten

nicht nur auf die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz zu blicken sei,
sagte Laschet. «Man braucht mehr Instrumentarien, um Infektionsketten
nachzuverfolgen.» NRW werde sich bei Öffnungsschritten jedenfalls
wieder eng an die gemeinsamen Beschlüsse von Bund und Ländern halten
und auf möglichst viel Einheitlichkeit setzen.

Der Ministerpräsident stellte sich in diesem Jahr erst spät im
Februar der traditionellen Jahresauftaktpressekonferenz der
Landeshauptstadt-Journalisten in Düsseldorf. Diesmal wurde der
60-Jährige auch nach einer Monatsbilanz als CDU-Bundesparteichef
gefragt. Ist er vielleicht zu wenig präsent? Fehlt der große
Aufschlag?

«Ich höre das nicht. Weiß gar nicht, wie man darauf kommt»,
antwortete Laschet lakonisch. «Ich kann nicht erkennen, dass ich mich
jetzt vergraben hätte. Aber wenn man den Eindruck hat, dass ich zu
schüchtern bin, ist das in Ordnung.» Seine Antworten auf Fragen zu
seinem Corona-Management und zu seinem Auftritt in der neuen
Führungsrolle wirkten teils genervt: «Ich müsste dann jetzt noch mal

alles wiederholen, was ich eben erläutert hab'.»

Dabei ist er mit seinem Stellvertreter, Familienminister Joachim
Stamp (FDP), gekommen, um gute Botschaften zu verbreiten. Zum
Beispiel: «Die Impfungen gehen sehr gut voran». Eine Millionen
Impfdosen seien in NRW bereits verabreicht worden. Fast 90 Prozent
der Menschen ab 80 Jahren hätten hier bereits Termine für
Corona-Impfungen. Konkret hätten 800 000 Menschen insgesamt rund 1,6
Millionen Termine bekommen. Bis Anfang März seien fast alle Bewohner
von Pflegeheimen in NRW vollständig geimpft.

Mit dem Impfstoff Astrazeneca, dem im Vergleich zu anderen Vakzinen
eine geringere Wirksamkeit nachgesagt wird, gebe es in NRW auch keine
Probleme. Hier nähmen genügend Menschen den Schutz gerne an, stellte
Laschet fest. «Wer nicht will, der hat schon. Dann ist der Nächste
dran.» Bundesweit sei NRW mit Astrazeneca-Verimpfungen auf Platz
zwei.

Derzeit erörterten die Chefs der 16 Staatskanzleien, ob mehr
Corona-Tests mehr Öffnungen ermöglichten, sagte Laschet. Alle
technischen Möglichkeiten müssten dazu genutzt werden. «Ich habe
heute Morgen mit Smudo telefoniert», berichtete er über ein Gespräch

mit dem Hip-Hop-Musiker von den «Fantastischen Vier».

Die Band hat zusammen mit anderen Kulturschaffenden und einem
Berliner Start-Up die Corona-App «Luca» entwickelt. Damit soll die
Dokumentationspflicht der Kontakte in Restaurants und Kulturstätten
erleichtert werden. Auf Sylt ist die App bereits im Einsatz. Er
wünsche sich, dass diese technologischen Möglichkeiten auch Einfluss
nähmen auf die Beratungen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin
Angela Merkel (CDU) am 3. März.

Weitere entscheidende Kriterien für mögliche Öffnungen seien
verfügbare Test- und Impfinstrumentarien. «Der flächendeckende
Einsatz von Schnelltests ist ein ganz wichtiger Schutzmechanismus»,
unterstrich Laschet.

Bei allen Mühen im alltäglichen Corona-Kampf setzt der «Landesvater
»
auf ein mittelfristiges Ziel und auf einen langfristigen Traum. «Ich
würde mir wünschen, dass wir nächstes Jahr im Februar 2022 die
Pandemie mit ihren Auswirkungen überwunden haben, dass wir so viele
Impfungen haben, dass wir wieder im normalen Leben sind und
vielleicht auch wieder Karneval feiern», sagte der Rheinländer fast
wehmütig.

Und: dass NRW den Zuschlag erhält für Olympia 2032. Er rechne damit,
dass NRW «schon in Bälde offizieller Bewerber der Bundesrepublik
Deutschland werden könne», schwärmte Laschet. «Daraus wird ein
Modernisierungsschub für das Land folgen - sowohl in der
Infrastruktur als auch in der Digitalisierung.»