Labore: Corona-Mutante breitet sich aus - nun rund 30 Prozent Anteil

Rund ein Drittel der Corona-Neuinfektionen in Deutschland gehen
Stichprobenanalysen zufolge bereits auf die ansteckendere Variante
B.1.1.7 zurück. Wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen?

Berlin (dpa) - Die zunächst in Großbritannien entdeckte
Corona-Variante B.1.1.7 breitet sich nach Beobachtung eines großen
Laborverbands in Deutschland weiter aus. Während sich die Rate der
positiven Corona-Tests insgesamt in den vergangenen Wochen verringert
habe, sei der Anteil der ansteckenderen Mutante gewachsen, sagte
Michael Müller, der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in
der Medizin (ALM), am Dienstag in einer Videoschalte. In untersuchten
Stichproben aus der vergangenen Woche habe der Anteil bei annähernd
30 Prozent gelegen. Die Angaben bilden die Ansteckungen von ungefähr
ein bis zwei Wochen zuvor ab.

Müller sprach von einer erwartbaren Zunahme. In dieser Woche laufe in
den Laboren wieder eine Erhebung für das Robert Koch-Institut (RKI).
In dessen Berichten zur Entwicklung der Mutanten sind die ALM-Daten
ein Baustein. Zuletzt hatte das RKI von einem Anstieg der britischen
Variante von knapp 6 auf rund 22 Prozent in Stichproben binnen zwei
Wochen berichtet.

Experten zufolge kann die Ausbreitung der Variante bereits mit ein
Grund dafür sein, dass die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zuletzt kaum mehr sank und an
einigen Tagen sogar stieg. Am Dienstagmorgen lag die
Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI bei 60,5 und damit etwas niedriger als
am Vortag (61,0). Vor vier Wochen, am 26. Januar, hatte die Inzidenz
noch bei 107,6 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22.
Dezember mit 197,6 erreicht worden.

Auch die Reproduktionszahl gibt Anlass zu Sorge: Der bundesweite
Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montagabend bei 1,05
(Vortag 1,10). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 105
weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das
Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er anhaltend über 1,
gewinnt das Infektionsgeschehen rasch an Fahrt.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 394 811 nachgewiesene
Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 23.02., 03.11 Uhr).
Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele
Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI
mit etwa 2 207 700 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter
Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben
sind, stieg auf 68 318.