Bitkom: Chaos bei Impftermin-Vergabe einer High-Tech-Nation unwürdig

Berlin (dpa) - Der Digitalverband Bitkom hat eine deutliche
Verbesserung des Corona-Impfmanagements in Deutschland gefordert.
«Dieses Chaos bei der Terminvergabe ist einer High-Tech-Nation wie
Deutschland absolut unwürdig», sagte am Dienstag Bitkom-Präsident
Achim Berg. Eine repräsentative Umfrage seines Verbandes habe
gezeigt, dass der Weg zu einem Impf-Termin viel zu holprig sei: 29
Prozent der Befragten, die versucht haben, für sich oder eine andere
Person einen Termin für eine Corona-Impfung zu vereinbaren, hätten 50
oder mehr Anläufe unternehmen müssen. Bei 37 Prozent seien zwischen
25 und 50 Versuche notwendig gewesen. Nur 14 Prozent kamen mit 15
Anläufen oder weniger zum Ziel.

Inakzeptabel sei auch die Tatsache, dass nirgendwo zentral Daten
vorlägen, welche Impftermine mit den Bürgern für die kommenden Wochen

vereinbart wurden. In fünf Bundesländern, nämlich Baden-Württemberg
,
Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt, werde ein
Dienst der Kassenärztlichen Vereinigung genutzt. «Das hat dort
überhaupt nicht gut funktioniert», sagte Berg. In Berlin und
Schleswig-Holstein seien dagegen mit Doctolib und Eventim private
Anbieter beauftragt worden. Frankreich verwende Doctolib sogar
landesweit und verfüge damit über einen viel besseren Überblick.

Der Verband Bitkom setzt sich dafür ein, parallel zum klassischen
gelben Impfbuch auch eine App einzuführen, mit der ein Impf-Nachweis
möglich ist. Mit einer digitalen und effizienten Verarbeitung von
Patientendaten könnten die Menschen zum einen an notwendige
Impf-Auffrischungen erinnert werden. Es sei weiterhin möglich,
Nebenwirkungen systematisch zu erfassen. Außerdem könnten dringend
notwendige Informationen zu eventuellen Neuinfektionen und
Krankheitsverläufen gesammelt werden.

Die repräsentative Umfrage habe ergeben, dass zwei Drittel der
Menschen in Deutschland einen digitalen Impfpass nutzen wollen, 43
Prozent sagen, «Ja, auf jeden Fall» und 21 Prozent «Eher ja». 33
Prozent lehnen einen digitalen Impfpass dagegen ab. Die Befürworter
verweisen auf die Möglichkeit, dass man damit schnell nachweisen
könne, dass man geimpft sei, und schätzen die Option, an notwendige
Impfungen oder Auffrischungen erinnert zu werden. Bei den Skeptikern
steht vor allem die Sorge vor einem mangenden Datenschutz im
Vordergrund (60 Prozent). 31 Prozent, die keinen Digitalpass nutzen
wollen, besitzen kein Smartphone oder Tablet, mit dem das möglich
wäre.