Johnson will bis Ende Juni alle Corona-Maßnahmen aufheben

Die Erfolge bei der Impfkampagne verschaffen der Regierung in London
viel Rückenwind. Nun will sie den vom Lockdown erschöpften Menschen
eine Perspektive geben. Zwar warnt der britische Premier vor
möglichen Rückschlägen, doch es gibt Grund zur Hoffnung.

London (dpa) - Die britische Regierung will bis zum 21. Juni alle
Beschränkungen in der Coronavirus-Pandemie in England aufheben. Das
sagte Premierminister Boris Johnson am Montag bei der Vorstellung
seines Lockdown-Fahrplans im britischen Unterhaus in London.
Voraussetzung sei aber, dass sich die Infektionszahlen unter
Kontrolle halten ließen und die Impfkampagne wie bisher weitergehe
sowie keine neue Virus-Variante die Lage verändere. Es gebe keinen
glaubwürdigen Weg zu einem Großbritannien oder einer Welt ohne
Covid-19, betonte der konservative Politiker. «Jede Lockerung der
Lockdown-Maßnahmen wird zu mehr Fällen und mehr Toten führen», so
Johnson.

Der Lockdown soll nun in mehreren Schritten im Abstand von fünf
Wochen aufgehoben werden. Ausschlaggebend seien dabei aber nicht die
vorgesehenen Zeitpunkte, sondern die Daten aus der Pandemie, so der
Premier. Man werde den Weg aus dem Lockdown vorsichtig, aber
unwiderruflich gehen. Zu verdanken habe man das der Entschlossenheit
der Briten und dem Erfolg der Impfkampagne. «Ich glaube, dass das
Impfprogramm die Chancen massiv zu unseren Gunsten verändert hat»,
sagte Johnson.

Ebenfalls am Montag hatten die Gesundheitsbehörden in England und
Schottland ermutigende Daten zur Wirksamkeit der in Großbritannien
verwendeten Impfstoffe veröffentlicht. Demnach könnten der Impfstoff
des Mainzer Unternehmens Biontech nicht nur Erkrankungen, sondern
auch schon die Ansteckung mit Sars-CoV-2 verhindern. Das könnte die
Ausbreitung des Virus erheblich eindämmen. Bislang war nur bekannt,
wie gut die Impfstoffe vor einer Erkrankung schützen, aber nicht, ob
sie auch eine Weitergabe des Virus verhindern.

Ebenfalls ermutigend: Vorläufige Daten weisen darauf hin, dass die
Impfungen ähnlich wirksam gegen die britische Virus-Variante B.1.1.7
sind wie gegen den bislang vorherrschenden Virustyp.

Die Infektionszahlen in Großbritannien sind in den vergangenen Wochen
dramatisch gesunken. Gleichzeitig wurden in dem Land bereits mehr als
17,5 Millionen Menschen mit einer ersten Dosis gegen das Coronavirus
geimpft. Trotzdem liegen sie noch immer auf einem verhältnismäßig
hohen Niveau. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner
innerhalb einer Woche wird derzeit mit 121 angegeben. Das ist etwa
doppelt so hoch wie in Deutschland.

Bereits am 8. März sollen in dem größten britischen Landesteil nun
alle Schulen wieder geöffnet werden. Die Landesteile Schottland und
Wales setzen hingegen auf eine graduelle Öffnung der Schulen, die
bereits in dieser Woche begonnen hat. Auch soziale Kontakte sollen in
England von der zweiten März-Woche wieder mehr als bisher erlaubt
sein. Beispielsweise dürfen Heimbewohner wieder Besucher empfangen.

Der nächste Schritt soll am 29. März erfolgen. Bis zu sechs Personen
oder zwei Haushalte dürfen sich dann wieder im Freien treffen. Auch
Sport-Einrichtungen im Freien wie Tennis- oder Golfplätze dürfen dann
wieder öffnen.

Vom 12. April an sollen Läden, Museen, Büchereien wieder Besucher
empfangen dürfen. Auch Pubs und Restaurants sollen dann wieder
öffnen, wenn auch nur für den Betrieb in Außenbereichen.

Frühestens am 17. Mai sollen auch wieder Kinobesuche und
Hotelübernachtungen möglich sein, sowie Vereinssport in Innenräumen.

Bis zu 30 Menschen dürfen sich wieder zu Hochzeiten oder anderen
wichtigen Veranstaltungen treffen. Eventuell könnten auch
internationale Reisen wieder erlaubt werden. Bis zu 10 000 Menschen
könnten beispielsweise in Fußballstadien zusammenkommen.

Vom 21. Juni an hofft die Regierung dann, alle Einschränkungen
aufheben zu können. Selbst der Betrieb von Diskotheken und größere
Events sollen dann wieder möglich sein.

Großbritannien ist trotz des aktuellen Erfolgs in der Impfkampagne
eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in
Europa. Bereits mehr als 120 000 Menschen sind dort nach einer
bestätigten Corona-Infektion gestorben.