Erzieherinnen und Lehrer können sich ab sofort impfen lassen

Es sollte für Kita-Beschäftigte und Lehrer eine frohe Botschaft sein:
Baden-Württemberg macht für sie eine Impfung gegen das Coronavirus ab
sofort möglich - früher als gedacht. Doch dann ruckelt es am Anfang -
mal wieder.

Stuttgart (dpa/lsw) - In Baden-Württemberg können sich Erzieherinnen,
Erzieher und Lehrkräfte ab sofort gegen das Coronavirus impfen lassen
- wenn sie einen Termin ergattern. Gesundheitsminister Manne Lucha
(Grüne) erklärte am Tag der Wiedereröffnung von Kitas und
Grundschulen, die Impfungen dieser Berufsgruppen würden vorgezogen.
Man wolle nun nicht mehr abwarten, bis die Corona-Impfordnung
geändert wird, sondern sofort mit dem Impfen loslegen. Allerdings gab
es am Montag noch Probleme bei der Terminvergabe. Die Opposition im
Landtag hielt dem Grünen-Politiker vor, er habe mal wieder
Erwartungen geweckt, die er nicht erfüllen könne.

Lucha erklärte am Nachmittag, die Startprobleme seien gelöst. «Die
Terminvergabe über die Hotline und die Website funktioniert
inzwischen, es gab wohl am frühen Morgen Anlaufschwierigkeiten, die
inzwischen behoben wurden.» Zahlreiche Lehrer und Kitabeschäftigte
hätten am Montag schon erfolgreich Termine gebucht. «Aber leider
können bei der Vielzahl an Anrufen nicht alle sofort in den ersten
zwei Stunden zum Zug kommen. Hier muss ich einfach um etwas Geduld
bitten.» Alle Lehrer und Erzieherinnen erhielten ein Impfangebot,
versicherte der Grünen-Politiker. «Dieses Versprechen halten wir,
auch wenn heute früh nicht alle auf Anhieb zum Zug gekommen sind.»

SPD-Partei- und -Fraktionschef Andreas Stoch verglich den Beginn
dieser Impfkampagne mit dem allgemeinen Impf-Start. «Wie schon für
Tausende impfberechtige Seniorinnen und Senioren in den vergangenen
Wochen heißt es deshalb heute für Lehrkräfte und das Kita-Personal:
Telefon-Frust pur. Sie werden über die Impfhotline abgewiesen und
kommen ihrer Impfung auch über die Internetplattform keinen Schritt
näher.» Dies führe dazu, dass die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen
immer weiter nachlasse. «Der Gesundheitsminister darf nicht weiter
für die Krisenkoordination des Landes verantwortlich sein.»

Auch die FDP vermutet, Lucha habe vorschnell einen Erfolg verkünden
wollen, dessen Umsetzung noch gar nicht gesichert sei. Wenn dies so
sei, «dann übersteigt die Serie der Pannen und Fehlinformationen so
langsam das Maß des Erträglichen», erklärte FDP-Gesundheitsexperte

Jochen Haußmann.

Lucha hatte bereits am Samstag erklärt, dass die Impfungen von
Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräften vorgezogen würden. Die
Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollten an diesem Montag
endgültig entscheiden, dass Lehrkräfte künftig in die zweite
Priorisierungsstufe eingruppiert werden. Dann müsste noch die
Corona-Impfverordnung geändert werden.

Möglich wird die frühere Impfung von Erziehern und Lehrerinnen
demnach vor allem durch die breite Verfügbarkeit des Impfstoffs von
Astrazeneca. Dieser werde nun auch in den Impfzentren des Landes
verwendet, sagte Lucha. Baden-Württemberg soll bis Mitte März rund
450 000 Dosen geliefert bekommen. Dadurch soll im Südwesten zudem ab
sofort auch jeder Impfberechtigte aus der ersten Prioritätsstufe
einen Impftermin angeboten bekommen.

Eine Sprecherin von Lucha erklärte, die 450 000 Dosen sollen vor
allem für die Erstimpfung verwendet werden. Im Südwesten gibt es etwa
140 000 Lehrerinnen und Lehrer und knapp 66 000 Erzieherinnen und
Erzieher. Hinzu kommen noch einmal fast 35 000 Beschäftigte in den
Kitas, die Einrichtungen leiten oder in der Verwaltung tätig sind.

Die Zweitimpfung solle bei Astrazeneca frühestens nach neun Wochen
erfolgen. Der Impfstoff von Astrazeneca wird in Deutschland zurzeit
nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren verabreicht - es fehlen Daten
zur Wirkung bei Älteren. Deshalb bekommen bisher die Beschäftigten in
Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun
vorrangig dieses Vakzin geimpft. Die Vorbehalte gegen das Präparat
sind aus Sicht von Wissenschaftlern unbegründet.

Kultusministerin Susanne Eisenmann begrüßte es, dass Erzieherinnen
und Lehrkräfte nun vorrangig geimpft werden. Sie erfüllten eine
«zentrale gesellschaftliche Aufgabe», weshalb diese Maßnahme sinnvoll

sei, teilte die CDU-Politikerin mit. «Eine vorzeitige Impfung ist
auch wichtig im Hinblick auf eine Rückkehr zum vollständigen
Präsenzunterricht, der für die Schülerinnen und Schüler von enormer

Bedeutung ist.»