Schul- und Kitastart mit Freude, Sorgen und Unsicherheit

Nach langen Wintermonaten zu Hause sind viele Kinder am Montag wieder
in Schulen und Kitas zurückgekehrt. Neben Wiedersehensfreude gab es
auch Sorgen mit Blick auf die Corona-Lage. Impfungen für Lehrkräfte
und Erzieher rücken näher.

Berlin (dpa) - In viele Grundschulen und Kitas in Deutschland ist am
Montag ein bisschen Leben zurückgekehrt. Nach rund zwei Monaten
Schließung, Notbetreuung oder nur sehr eingeschränktem Betrieb wurden
die Jüngsten wieder in der Schule unterrichtet und mehr Kinder in den
Kitas betreut. Der Schritt war sowohl von Zustimmung als auch von
Skepsis begleitet. «Es ist gut, dass viele Schulen in Deutschland
jetzt schrittweise wieder mit dem Präsenzunterricht beginnen», sagte
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) der Deutschen
Presse-Agentur.

Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Steffen
Seibert, sagte am Montag in Berlin: «Es ist ganz wichtig, dass man
sich dann auch ganz genau anschaut, ob und wenn in welchem Umfang das
wiederum Veränderungen im Infektionsgeschehen bringt.» Merkel hatte
sich für eine spätere Rückkehr der Kinder in die Einrichtungen
ausgesprochen.

Unterdessen rücken nun, wie erwartet, Impfungen für Lehrkräfte an
Grundschulen und Kita-Personal näher. Ein entsprechender Entwurf des
Bundesgesundheitsministeriums für eine Änderung der Impfverordnung
lag am Montag der Deutschen Presse-Agentur vor. Er sieht vor, dass
die Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher von der dritten in die
zweite Gruppe der Impf-Reihenfolge vorgezogen werden. Begründet wird
das mit der Öffnung der Einrichtungen und damit, dass im Umgang mit
kleinen Kindern kaum Abstand eingehalten werden kann. Der Entwurf ist
nach dpa-Informationen in die Abstimmung gegangen, die Änderung der
Verordnung könnte möglicherweise bereits an diesem Mittwoch in Kraft
treten.

Über das Thema berieten am Montag auch die Gesundheitsminister der
Bundesländer. In den Ländern gibt es schon konkrete Pläne: So
erklärte der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha
(Grüne) für den Südwesten, Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte
könnten bereits von diesem Montag an Termine für eine Corona-Impfung
vereinbaren.

Präsenzunterricht sei durch nichts zu ersetzen, sagte Karliczek der
dpa. «Kinder, besonders jüngere, brauchen einander.» Auch Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder verteidigte die Öffnungsschritte:
«Nein, es ist kein Fehler», sagte der CSU-Chef am Montag in München.

Die Schüler brauchten eine Perspektive. «Wir erleben ja die
Kollateralschäden bei Schülern.»

Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, sagte
am Montag bei «Welt», dieses erste Zeichen der Öffnungen sei lange
ersehnt worden, dennoch gebe es auf der anderen Seite «ein bisschen
dieses Bauchschmerzengefühl» und Unsicherheit mit Blick auf den
Infektionsschutz. Bildungsgewerkschaften und Lehrerverbände hatten
bereits vor der Öffnung vor Gesundheitsrisiken gewarnt. Hintergrund
sind die aktuelle Entwicklung bei den Corona-Zahlen und die
Befürchtungen über einen schnellen Wiederanstieg wegen der
Ausbreitung neuer Virusvarianten. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen
war am Wochenende gestiegen, sank dann am Montag wieder ganz leicht.

In zehn weiteren Bundesländern öffneten zum Wochenbeginn
Kindertagesstätten und Grundschulen oder weiteten ihren Betrieb aus.
Niedersachsen und Sachsen waren bereits im Januar und in der
vergangenen Woche vorangegangen. Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg,
Bremen und Sachsen-Anhalt starten später. Unterricht gibt es entweder
im sogenannten Wechselbetrieb mit halben Klassen, die abwechselnd zur
Schule kommen, oder im Vollbetrieb mit festen Gruppen, die sich
möglichst nicht begegnen. In den Kitas werden wieder mehr oder alle
Kinder betreut. Ältere Schüler - mit Ausnahme von Abschlussklassen -
müssen weiterhin zu Hause bleiben.

Die Einzelheiten regelt jedes Bundesland für sich. Je nach
Corona-Lage - abhängig von den Inzidenzzahlen - bleiben in bestimmten
Landkreisen und Städten die Einrichtungen auch weiterhin zu.

Am Montag zeigte sich dann auch gleich, wie wenig Planungssicherheit
Familien und Beschäftigte in Schulen und Kitas weiterhin haben: Nach
nur einem Tag erfuhren etwa die meisten Schülerinnen und Schüler in
Nürnberg, dass sie ab Dienstag wieder von zu Hause aus lernen müssen,
weil die Corona-Zahlen zu hoch sind.