Steinmeier: Abgabe von Impfstoff ist Frage der Menschlichkeit

Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die
reicheren Nationen dazu aufgerufen, von ihren Corona-Impfstoffmengen
etwas an ärmere Länder abzugeben. «Das ist nicht einfach, aber es ist

eine Frage der Menschlichkeit und eine Frage unserer eigenen
Maßstäbe, an denen wir uns messen lassen», sagte er in einer
gemeinsamen virtuellen Pressekonferenz mit dem Generaldirektor der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am
Montag in Berlin.

«In den nächsten Wochen und Monaten werden Impfstoffdosen noch
überall ein knappes Gut sein», sagte Steinmeier. «Je rascher auch wir

in Deutschland und in Europa bereit sind, ein wenig von dem
abzugeben, was uns gesichert ist, desto eher können wir das
Infektionsgeschehen global eindämmen.» Ob und wie überzeugend die
internationale Zusammenarbeit bei Impfungen, Tests und Medikamenten
gelinge, sei auch «ein Lackmustest der internationalen Solidarität».


Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte in den vergangenen
Tagen dafür geworben, dass die reicheren Länder möglichst schnell
vier bis fünf Prozent ihrer Impfstoffmengen abgeben sollen.
Steinmeier sagte, über Menge und Zeitplan berieten jetzt die
Regierungen.

WHO-Chef Tedros sagte mit Blick auf die Milliarden-Finanzzusagen beim
G7-Gipfel am vergangenen Freitag, Geld zu geben sei gut, aber wenn
die reichen Länder parallel den Markt mit Impfstoffen leer kauften,
helfe das nicht. Wegen solcher Aktivitäten seien dem von der WHO mit
gesteuerten Solidarprojekt Covax, das Impfstoffe für alle Länder der
Welt einkauft, zugesagte Impfstoffmengen teilweise gestrichen worden.
«Ich bitte die Länder mit hohen Einkommen: Wenn Sie sich an
Hersteller wenden, um mehr Impfstoff zu kaufen, stellen Sie bitte
sicher, dass dies Covax nicht untergräbt», sagte der WHO-Chef.