Ex-Klinik-Geschäftsführer wegen Hygiene-Skandals vor Gericht

Mannheim (dpa) - Weil er Hygiene-Mängel nicht oder nicht ausreichend
abgestellt haben soll, steht der ehemalige Geschäftsführer der
Uniklinik Mannheim vor Gericht. Der 72-Jährige muss sich seit Montag
wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Medizinproduktegesetz
verantworten. Oberstaatsanwalt Peter Lintz führte am Landgericht
Mannheim aus, der Angeklagte habe durch seine Untätigkeit zwischen
2007 und dem Ausscheiden 2014 sehr viele Menschen gefährdet. Immerhin
würden jährlich 18 000 Eingriffe an der Klinik vorgenommen. Deshalb
handele es sich um einen besonders schweren Fall. Dafür sei ein
Strafrahmen von ein bis fünf Jahren vorgesehen.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe als Aufsichtsbehörde hatte im Jahr
2007 bei einer Begehung des Klinikums Missstände festgestellt. 2014
gab es eine anonyme Anzeige wegen weiter bestehender
Unzulänglichkeiten, woraufhin das Regierungspräsidium eine erneute
Begehung anordnete und die Staatsanwaltschaft im Klinikum
Durchsuchungen vornahm.

Zu wenig und unzureichend geschultes Personal, veraltete Geräte für
das Vorbereiten und Durchführen der Sterilisation, Verzicht auf
regelmäßige Abnahme der Geräte - die Liste der Vorwürfe ist lang.


Der Angeklagte erklärte, von den ihm unterstellten Führungskräften
nicht über Missstände informiert worden zu sein. Nach den
Beanstandungen durch das Regierungspräsidium Karlsruhe 2007 sei er
davon ausgegangen, dass die betroffenen Abteilungen Auflagen -
darunter Mitarbeiterschulungen - erfüllt hätten. Er habe «seinem
Apparat» vertraut.

Der Vorsitzende Richter Ulrich Bunk legte seine Sicht der Dinge dar:
Als Geschäftsführer habe der Beschuldigte auch beim Delegieren von
Aufgaben die Pflicht, deren Umsetzung zu überwachen. Es seien ja
keine «lästigen Details», sondern gravierende Versäumnisse gewesen.

Der Prozess wird im März fortgesetzt.

Das Land Baden-Württemberg prüft derzeit die Verschmelzung der
Unikliniken in Heidelberg und Mannheim zu einem neuen Großklinikum im
Format der Charité. Im Jahr 2019 betrug der Verlust des Mannheimer
Universitätsklinikums rund 40,2 Millionen Euro.