Brandenburg will Corona-Impfungen ausbauen - Termine auch online

Erst eine überlastete Telefon-Hotline, dann verspäteter Impfstoff:
Nun soll das Impfen gegen das Coronavirus in Brandenburg Fahrt
aufnehmen - nach Lieferzusagen der Hersteller. Ministerin Nonnemacher
weist Bedenken gegen den Impfstoff Astrazeneca zurück und sagt warum.

Potsdam (dpa/bb) - Die Brandenburger sollen nach den Plänen der
Landesregierung schneller zu einer Corona-Schutzimpfung kommen - nach
Lieferzusagen von Biontech, Moderna und Astrazeneca. «Das Impfen muss
in Brandenburg und auch in ganz Deutschland mehr Fahrt aufnehmen»,
sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Montag in
Potsdam. «Wir fangen in dieser Woche damit an, diese Fahrt zu
beschleunigen.» Deswegen will das Land mehr Impftermine anbieten.
Geplant ist auch eine Online-Terminvergabe ab Ende dieser Woche im
Internet unter https://www.impfterminservice.de/impftermine.

CHRONISCHE ERKRANKUNGEN: Wer unter 65 Jahre alt ist und eine schwere
chronische Erkrankung der Lunge, der Niere oder Psyche hat oder
Diabetiker ist, soll über eine spezielle Telefonnummer einen
vorzeitigen Impftermin für den Impfstoff von Astrazeneca bekommen
können. Die Nummer dafür soll auf der Internetseite
www.brandenburg-impft.de zu finden sein. Für den Schutz ist eine
Bescheinigung vom Arzt notwendig. Menschen mit solchen Erkrankungen
gehören eigentlich zur zweiten Gruppe in der Impfreihenfolge nach
über 80-Jährigen, Bewohnern und Mitarbeitern von Pflegeeinrichtungen
und Medizinpersonal. Die Impfverordnung lässt solche Ausnahmen aber
zu, etwa wenn Impfdosen sonst verfielen.

LEHRER UND ERZIEHER:

Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen sowie Erzieherinnen und
Erzieher in Kitas sollen sich früher impfen lassen können als bisher
geplant. Das teilte der Vorsitzende der Länder-Gesundheitsminister,
Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), nach Beratungen mit
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit. Diese Beschäftigten
sollen von der dritten in die zweite Gruppe der Impf-Reihenfolge
vorgezogen werden, soweit nötiger Impfstoff in den Ländern da ist.

Nonnemacher machte deutlich, dass die Impfung bei der großen Zahl von
Kita-Erzieherinnen und -Erziehern und Grundschullehrerinnen und
Grundschullehrern nicht in den Einrichtungen möglich sei. Polizisten
mit Risikoeinsätzen erhalten bereits einen Schutz. Die
Kassenärztliche Vereinigung bat bereits um Verständnis, falls es bei
der Terminbuchung für Impfungen zu Wartezeiten kommt.

ASTRAZENECA: Die Ministerin wies Vorbehalte gegen das Präparat
zurück. «Es sind keine ernsten bedrohlichen Nebenwirkungen zu
verzeichnen», sagte sie. Laut Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft
war der Impfstart mit Astrazeneca zunächst enttäuschend, bisher habe
es 2700 Impfungen gegeben. Nun steige die Nachfrage. Bis Ende März
sollen 170 000 Impfdosen kommen. Die Ständige Impfkommission hat den
Impfstoff nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen, weil bisher
Daten fehlen. Ab April werde die Zahl der Impfstofflieferungen
insgesamt stark steigen, sagte Nonnemacher.

ÜBER 80-JÄHRIGE: Brandenburger, die älter als 80 und noch nicht
geimpft sind, sollen ab dieser Woche Post erhalten, wie sie über eine
Sonderrufnummer einen Termin für den Schutz ausmachen können.
Ein Großteil der Nachholtermine für rund 9000 über 80-Jährige ste
he
bereits fest, deren Termin zunächst abgesagt worden war. Sie sollen
mit dem Präparat des Hersteller Biontech und Pfizer geimpft werden.

HAUSÄRZTE: Ab März startet ein Modell mit zunächst fünf Praxen fü
r
das Impfen beim Hausarzt, das vor allem für Menschen mit schweren
Erkrankungen gedacht ist. Dafür muss die Impfverordnung geändert
werden. Geplant ist, dass Hausärzte auch pflegebedürftige Menschen
für die Impfung zu Hause aufsuchen. Staatssekretär Ranft machte
deutlich, dass Brandenburg - anders als Berlin - wegen der großen
Fläche die Kosten für Fahrten zur Impfung nicht übernehmen könne. E
r
geht aber davon aus, dass Anfang März Möglichkeiten zum Beispiel über

Freiwilligenagenturen oder Internetanbieter feststehen.

PFLEGEHEIME: Die ersten Impfungen in den 341 Senioren- und
Pflegeheimen sollen nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes in der
ersten März-Woche abgeschlossen sein. Danach sollen mobile Impfteams
auch in die Tagespflege oder Senioren-WGs kommen.

IMPFZENTREN: Zusätzlich zu den elf Impfzentren plant die
Landesregierung mit den Kommunen die Einrichtung von sieben weiteren
Impfstellen, damit eine Impfmöglichkeit in jedem Landkreis und jeder
kreisfreien Stadt besteht. Staatssekretär Ranft hofft, dass die
Stellen bis Ende März feststehen.