Weltgrößter Impfstoffhersteller bittet die Welt zu warten

Neu Delhi (dpa) - Der weltgrößte Impfstoffhersteller hat angedeutet,

dass es bei Exporten von Corona-Impfstoffen zu Verzögerungen kommen
könnte. Der Chef der indischen Firma Serum Institute, Adar
Poonawalla, schrieb auf Twitter: «Liebe Länder & Regierungen, währe
nd
Sie #COVISHIELD-Lieferungen erwarten, bitte ich Sie demütig, Geduld
zu haben. Das Serum Institute wurde angewiesen, dem großen Bedarf
Indiens Vorrang einzuräumen und währenddessen die Bedürfnisse der
übrigen Welt im Gleichgewicht zu halten. Wir geben unser Bestes.»

Die Firma stellt unter anderem den AstraZeneca-Impfstoff unter dem
Namen Covishield zu günstigen Preisen her. Er wird deshalb besonders
in ärmeren Ländern eine wichtige Rolle bei der Pandemiebekämpfung
spielen.

Indien wird oft - wie einst Deutschland - als die «Apotheke der Welt»
bezeichnet; im zweitbevölkerungsreichsten Land werden nach eigenen
Angaben rund die Hälfte aller Impfstoffe weltweit hergestellt. Indien
hatte zuletzt auch Millionen Dosen Corona-Impfstoff an ärmere Länder
seiner Region und darüber hinaus verschenkt. Weitere wurden verkauft.
Für Indien ist dies eine Gelegenheit, sein Image in der Region zu
stärken - auch angesichts des Nachbarn China, der Indien militärisch
und wirtschaftlich überlegen ist.

Doch Indien braucht auch selbst viele Impfstoffe und will bis zum
Sommer rund 300 Millionen Menschen impfen - etwas weniger als ein
Viertel der 1,3 Milliarden Einwohner. Bis vor Kurzem waren die
Corona-Zahlen in dem Riesenland relativ niedrig gewesen. So wurden
täglich nur um die 10 000 Neuinfektionen erfasst, während es zu
Höchstzeiten im vergangenen Sommer knapp 100 000 am Tag gewesen
waren. Einige Experten sprachen von einer gewissen Immunität in der
Bevölkerung und Antikörper-Untersuchungen deuteten darauf hin, dass
viele das Virus asymptomatisch trugen. Mit den niedrigeren Fallzahlen
hatte jedoch auch die Sorglosigkeit der Menschen zugenommen und es
wurden kürzlich auch infektiösere Corona-Mutanten aus Großbritannien,

Brasilien und Südafrika gefunden. Zuletzt gab es in einigen Regionen,
darunter in der Millionenmetropole Mumbai, wieder einen Anstieg der
Fallzahlen.