Berlins Schulen öffnen wieder - die Jüngsten kommen zuerst zurück

Endlich wieder in die Schule? Manche Eltern sind froh, dass ihre
Kinder nicht mehr zu Hause bleiben müssen. Andere machen sich
wiederum Sorgen. Und es gibt noch einige offene Fragen.

Berlin (dpa/bb) - Für die Schulen in Berlin hat am Montagmorgen nach
gut zwei Monaten coronabedingtem Homeschooling die schrittweise
Öffnung begonnen. Zunächst werden neben den Abschlussjahrgängen nur
die Kinder der 1. bis 3. Klasse teilweise wieder in der Schule
unterrichtet.

«Es gibt die Eltern, die finden es gut, dass es losgeht und dass sie
lange genug darauf gewartet haben», sagte der
Landeselternausschuss-Vorsitzende Norman Heise der Deutschen
Presse-Agentur. «Die anderen sagen, arbeiten gehen kann ich trotzdem
immer noch nicht - mein Chef denkt, die Schulen sind offen und
erwartet jetzt, dass ich wieder Vollzeit zur Verfügung stehe.»

Gerade solche Eltern seien jetzt oft in Erklärungsnot, weil es sich
so anhöre, als wenn die Schulen wieder komplett offen wären, sagte
Heise. «Das sind sie noch bei weitem nicht.» Die Polarisierung unter
Berliner Eltern setzt sich nach Heises Beobachtung bei der
Einschätzung der Infektionsrisiken fort. So gebe es die einen, die
kritisierten, es sei zu wenig passiert und andere, die schon
monierten, dass Kinder in der Schule Maske tragen müssen.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres geht davon aus, dass sich die
Schulöffnung für untere Klassenstufen positiv auf die Kinder
auswirkt: «Die Schülerinnen und Schüler der 1. bis 3. Klasse werden
wieder einen direkteren Kontakt zu ihren Lehrkräften haben, und sie
werden Freunde und Mitschüler endlich wiedersehen können», sagte die

SPD-Politikerin. «Das wird ihnen guttun.»

Die Schülerinnen und Schüler sollen in kleineren Lerngruppen
abwechselnd in der Schule und mit Hilfe digitaler Lösungen zu Hause
unterrichtet werden. Möglich sind dabei mehrere Modelle: Entweder
kommen die Schüler jeden Tag in die Schule, wo sie mindestens drei
Unterrichtsstunden täglich haben. Die eine Hälfte der Klasse würde
dann beispielsweise am Vormittag da sein, die andere am Nachmittag.
Die Schulen können aber auch andere Lösungen umsetzen - etwa halbe
Klassen, die im tage- oder wochenweisen Wechsel komplett in der
Schule oder zu Hause lernen.

Für mehr Sicherheit könnten neben Hygienemaßnahmen, Lüften, Abstand

und Maskenpflicht Corona-Schnelltests sorgen: Das Schulpersonal soll
sich zweimal in der Woche testen lassen können - unterstützt von
dafür geschulten Kolleginnen und Kollegen. Später soll es zudem
Selbsttests geben, die auch Schüler anwenden können. Diese sind
allerdings in Deutschland noch nicht zugelassen - das wird im März
erwartet.

Auch andere Länder wie Brandenburg öffneten ihre Schulen ab Montag
wieder, während der Lockdown für viele Geschäfte, die Gastronomie,
Kultur- und Freizeiteinrichtungen noch bis zum 7. März dauert. Ohne
Risiken ist das nicht: Mutmaßlich ansteckendere Virus-Mutationen
haben Politik und Wissenschaft aufgeschreckt und erschweren momentan
längerfristige Planungen etwa zu Lockerungen.

Der Einsatz von Corona-Schnelltests in den Schulen ist aus Sicht der
Berliner Elternvertretung grundsätzlich eine gute Sache. Heise warnte
allerdings vor zu hohen Erwartungen. «Es ist ein positiver Fakt, dass
die Schnelltests kommen», sagte er. Noch lasse sich jedoch nicht
einschätzen, wie hoch der Anteil der Lehrkräfte tatsächlich ist, die

die Schnelltests nutzen.

Die Schnelltests sollen von Lehrkräften gemacht werden, die dafür
etwa von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes oder des Malteser
Hilfsdiensts geschult werden. Laut Heise dürfte das eine Zeit lang
dauern. «Die meisten Schulen werden die Schulungen erst im Lauf der
Woche wahrnehmen und dann schrittweise Testungen durchführen», sagte
der Elternvertreter. «Da stellt sich die Frage, wie viele werden das
in der ersten Woche schon machen?»