Prozess um Mord an jungem Brasilianer steht kurz vor Abschluss

Der Angeklagte soll einen 28-Jährigen unter Drogen gesetzt haben, um
ihn zum Sex zwingen zu können. Der junge Mann überlebte nicht. Seit
Sommer vergangenen Jahres muss sich ein 46-Jährige vor dem
Landgericht Hamburg wegen Mordes verantworten. Ein Urteil rückt nun
näher.

Hamburg (dpa/lno) - Der Prozess um den Mord an einem jungen
Brasilianer in Hamburg geht in die Schlussphase. Am Donnerstag wollen
Staatsanwaltschaft und Nebenklagevertreter ihre Plädoyers vor dem
Landgericht halten, am 16. März ist nach bisheriger Planung die
Verteidigung dran - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Das Urteil könnte nach Angaben des Gerichts voraussichtlich am 18.
März fallen. Eine Sachverständige sah keine wesentlichen
Einschränkung der Schuldfähigkeit des Angeklagten.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll der 46-Jährige dem
28-Jährigen nach einer Geburtstagsparty im September 2019 ein Getränk
mit einer potenziell tödlichen Dosis einer
Ecstasy-Amphetamin-Mischung verabreicht haben, um ihn zu betäuben.
Doch bei der versuchten sexuellen Nötigung im Schlafzimmer habe sich
der Mann noch wehren können und geschrien. Aus Furcht vor Entdeckung
habe der Angeklagte mit Gewalt reagiert.

Der 28-Jährige starb laut Anklage kurze Zeit später - entweder an
einer Drogen-Überdosis oder körperlicher Gewalt. Mehrere Menschen
meldeten ihn Ende September als vermisst. Doch erst vier Monate
später fanden die Ermittler die stark verweste Leiche in der Wohnung
des Angeklagten. Sie lag im Gästezimmer unter einer Matratze, war mit
Sand bedeckt und mit Säcken umhüllt.

Der Prozess hatte im Juli 2019 begonnen. An einem der ersten
Verhandlungstage ließ der Angeklagte mit italienischer und
französischer Staatsbürgerschaft eine Erklärung verlesen. In seiner
damals geschilderten Version der Tatnacht war er das Opfer. Nicht er
habe den 28-Jährigen sexuell bedrängt - es sei umgekehrt gewesen. Es
sei zu einem Handgemenge gekommen. Irgendwann sei der junge Mann
schlagartig ruhiger geworden und auf dem Bett eingeschlafen. Am
nächsten Morgen sei er tot gewesen. «Sein Gesicht war blau
angelaufen», erklärte der Angeklagte. Der 46-Jährige lebt seit 2015
in Deutschland und hat in der Zeit keine Vorstrafen erhalten. Er
arbeitete in der Alten- und Krankenpflege.

In dem Prozess muss sich der Mann noch wegen eines weiteren Falls
verantworten. In der Nacht zum 14. Juli 2018 soll er bei einer
Open-Air-Party einem anderen Mann ein Getränk mit K.o.-Tropfen
gegeben haben, den Bewusstlosen vergewaltigt und davon Fotos und
Videos gemacht haben. Später habe er versucht, sein Opfer zu
erpressen. Zu diesem Vorwurf machte der Angeklagte in dem Verfahren
keine Angaben. Dieses Opfer hatte in dem Prozess unter Ausschluss der
Öffentlichkeit ausgesagt. Das sei auch der Grund, warum die
Öffentlichkeit nicht bei den Plädoyers dabei sein dürfe, erklärte d
er
Gerichtssprecher.