Briten wollen bis Ende Juli allen Erwachsenen Impfung anbieten

Jeder dritte Erwachsene hat in Großbritannien schon eine
Corona-Impfung erhalten. Bis Ende Juli sollen alle zumindest einmal
geimpft sein. Gleichzeitig überschreitet das Land eine weitere
traurige Schwelle seiner verheerenden Corona-Bilanz.

London (dpa) - Großbritannien will bis Ende Juli allen Erwachsenen
ein Impfangebot gegen das Coronavirus machen. «Das wird uns helfen,
die Meistgefährdeten schneller zu schützen und Beschränkungen lockern

zu können», sagte Premierminister Boris Johnson am Samstag in London.
Bislang haben im Vereinigten Königreich mehr als 17 Millionen
Menschen eine erste Impfung erhalten - jeder dritte Erwachsene.
Nächstes Ziel ist, alle Menschen über 50 zu impfen. Dies will die
Regierung jetzt bis Mitte April erreichen, zwei Wochen früher als
bislang geplant. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz lag am
Wochenende bei 124 - mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland.

Trotz der vergleichsweise vielen Impfungen will die konservative
Regierung die bestehenden Schutzregeln in dem Land mit mehr als 66
Millionen Einwohnern nur nach und nach lockern. Johnson sagte, der
Weg aus dem Lockdown solle «vorsichtig und phasenweise» erfolgen. An
diesem Montag will der Premierminister seine Pläne für erste
Lockerungen verkünden. Künftig sollen unter anderem einige private
Treffen draußen und Einzelbesuche in Pflegeheimen wieder möglich
sein. Auch die Rückkehr von Kindern in die Schulen gehört zur
obersten Priorität der Regierung.

Die Infektionslage hat sich in Großbritannien in den vergangenen
Wochen deutlich verbessert, bleibt aber auf recht hohem Niveau. Die
Kurve der Neuinfektionen sinkt recht kontinuierlich. Zuletzt zählte
das Land in den vergangenen sieben Tagen 124 neue Fälle pro 100 000
Einwohner. In Deutschland lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag
knapp über 60.

Die offizielle Zahl der Corona-Toten überschritt am Samstag die
Schwelle von 120 000 Fällen - Menschen, die in den vier Wochen vor
ihrem Tod positiv auf das Virus getestet wurden. Zählt man alle Fälle
mit Covid-19 auf dem Totenschein hinzu, waren es schon vor Wochen
fast 130 000 Corona-Tote. Damit ist das Vereinigte Königreich eines
der am schlimmsten getroffenen Länder in Europa.

Wegen frühzeitiger und umfangreicher Bestellungen hat Großbritannien
bei den Impfstoffen weniger Lieferengpässe als die Staaten in der EU,
zu der das Land seit vergangenem Jahr nicht mehr gehört. Es will
überschüssige Impfdosen an ärmere Länder abgeben - aber erst, wenn

die Briten geimpft sind. Die Welthandelsorganisation WTO forderte
London auf, jetzt schon einen gewissen Anteil weiter zu verteilen.