Schule, Kita, Sport - NRW wagt Öffnungen - Angst vor dritter Welle

Sechs Wochen sitzen die Schüler in NRW zuhause im Distanzunterricht.
Ab Montag dürfen etliche Tausend zumindest tageweise wieder in dien
Klassen. Auch in Kitas und im Freizeitsport werden die
Corona-Auflagen gelockert. Doch die Corona-Zahlen sind beunruhigend.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Trotz eines Anstiegs der Corona-Zahlen und der
Angst vor der Ausbreitung von Virusmutationen lockert
Nordrhein-Westfalen die Corona-Auflagen. Ab Montag werden im
bevölkerungsreichsten Bundesland Schulen, Kitas und der Freizeitsport
zumindest teilweise wieder geöffnet.

Nach sechs Wochen Distanzunterricht kehren mehr als 800 000 Schüler
unter verschärften Schutzvorkehrungen in die Klassen zurück. Auch in
die NRW-Kitas können wieder mehr Kinder kommen. Und im Freizeitsport
darf draußen unter Auflagen zum Beispiel wieder Tennis gespielt
werden.

Besorgniserregend ist der Blick auf die Corona-Zahlen: Die wichtige
Sieben-Tage-Kennziffer für Corona-Neuinfektionen stieg in NRW wieder
stärker an. Das Robert Koch-Institut (RKI) verzeichnete am
Sonntagmorgen 61 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben
Tagen. Am Samstag hatte dieser Wert noch bei 58 gelegen.

Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in NRW bis
Sonntag 1880 Neuinfektionen (Vortag 1722). Die Zahl der Todesfälle
stieg um 26 auf 12 621. Angesichts der auch bundesweit ähnlichen
Entwicklung steigt vor der Wiederaufnahme des Schulbetriebs in zehn
Bundesländern am Montag die Befürchtung, dass Deutschland eine dritte
Corona-Welle bevorstehen könnte.

Die aktualisierte Corona-Schutzverordnung für NRW gilt zunächst bis
zum 7. März. Die Öffnungen im Einzelnen:

SCHULEN: Wie geplant, werden zunächst Grund- und Förderschüler sowi
e
Schüler aus Abschlussklassen und Berufskollegs in den
Präsenzunterricht zurückgeholt. Dabei gilt auf dem ganzen
Schulgelände die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske (OP-,
FFP2- oder KN95-Masken). Auch Grundschüler müssen eine Maske tragen.

Für die Grundschulen ist ein Wechsel aus Distanz- und
Präsenzunterricht in halbierten Klassenstärken geplant. Damit kehrt
nach Angaben des Schulministeriums zunächst die Hälfte der rund 680
000 Grundschüler in die Klassen zurück. Spätestens nach fünf Tagen

muss gewechselt werden. Die Abschlussjahrgänge mit rund 280 000
Schülern an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien können
auch in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden.
Insgesamt kehrt rund ein Drittel der etwa 2,5 Millionen Schüler in
NRW wieder in die Klassen zurück. Die Jahrgänge von Klasse 5 bis 9
oder 10 bleiben weiter im Distanzunterricht. Elternverbände
kritisierten dies als ungerecht.

Zudem müsse Schülern mit Behinderungen und sonderpädagogischem
Förderbedarf ein besonderes Augenmerk gelten. Viele seien in der
Pandemie durchs Netz gefallen, manche hätten wochenlang keinen
Unterricht erhalten, betonte die Landeselternkonferenz.

KITAS: Ab Montag können alle Kinder wieder in die Kitas und die
Tagespflege kommen. Allerdings bleibt es zunächst bei einem
landesweit pauschal um zehn Wochenstunden gekürzten Betreuungsangebot
und festen Gruppen. Die Landesregierung spricht von einem
«eingeschränkten Regelbetrieb». Bisher hatte die Landesregierung die

Eltern aufgerufen, die Kinder möglichst zuhause zu betreuen. Die
Stadt Hagen geht wegen der hohen Infektionszahlen den nächsten
Öffnungsschritt nicht mit, sondern hält an dem Aufruf fest.

FREIZEITSPORT: Aktivitäten auf Sportanlagen im Freien sind wieder
erlaubt, wenn höchstens zwei Personen zusammen trainieren - wie etwa
beim Tennis. Sind nur Personen aus einem Hausstand gemeinsam aktiv,
dürfen auch mehr als zwei Menschen gemeinsam Sport treiben.
Sporthallen und Schwimmbäder bleiben hingegen geschlossen.

MUSIKSCHULEN: In Musikschulen darf wieder Einzelunterricht erteilt
werden - allerdings nur für Kinder bis zum Ende des Grundschulalters.

HUNDESCHULEN: Auch Hundeschulen dürfen unter besonders scharfen
Abstandsregeln wieder einzelne Veranstaltungen anbieten. Diese
Regelung gilt insgesamt für Bildungsangebote im Freien.

GARTENMÄRKTE: Für Hobbygärtner gilt: Bau- und Gartenmärkte dürfen

wieder Gemüsepflanzen und Saatgut (etwa Samen, Zwiebeln,
Pflanzkartoffeln) sowie nötiges Zubehör verkaufen. Das übrige
Sortiment der Märkte darf für die Kunden aber nicht angeboten werden.
Bislang war lediglich der Verkauf von Schnittblumen und verderblichen
Topfpflanzen erlaubt.

WEITERE SCHRITTE: Kommunen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz
«nachhaltig und signifikant über einem Wert von 50» liegt, sollen
laut Corona-Schutzverordnung zusätzliche Maßnahmen prüfen und in
Absprache mit dem Gesundheitsministerium anordnen. Hagen hat wegen
seines seit Tagen über 100 liegenden Inzidenzwerts bereits die
Auflagen wieder verschärft. Als nächste Maßnahme erwägt der
Krisenstab sogar eine nächtliche Ausgangssperre.

Erst wenn die Inzidenz an sieben aufeinanderfolgenden Tagen und mit
einer sinkenden Tendenz unter dem Wert von 35 liegt, dürfen Kommunen
in Absprache mit dem Gesundheitsministerium Reduzierungen der
Schutzmaßnahmen abstimmen. Wenn der Richtwert von 50 Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohner in einer Woche stabil unterschritten wird, hat
die NRW-Landesregierung weitere Öffnungsschritte für Schulen in
Aussicht gestellt.