Corona-Zahlen steigen - Frühere Impfung für Lehrer

Während die Corona-Zahlen wieder steigen, wollen Schulen und Kitas in
mehreren Bundesländern wieder den Betrieb aufnehmen. Zumindest
Lehrkräfte und Erzieher sollen als nun früher als geplant ein
Impfangebot bekommen.

Berlin (dpa) - Trotz des strengen Lockdowns ist die Zahl der
Corona-Neuinfektionen in Deutschland erneut gestiegen. Das Robert
Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntag 7676 neue Fälle binnen eines
Tages. Das sind 1562 mehr als am Sonntag vor einer Woche. Auch die
sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich auf bundesweit 60,2. Am
Vortag hatte diese Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner noch bei 57,8 gelegen.
Angesichts dieser Entwicklung steigt vor der Wiederaufnahme des
Schulbetriebs in zehn Bundesländern an diesem Montag die Befürchtung,
dass Deutschland eine dritte Corona-Welle bevorstehen könnte.

Wie das RKI weiter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 145 neue
Todesfälle gemeldet, am Sonntag vor einer Woche waren es 218. Seit
Beginn der Pandemie zählte das RKI 2 386 559 nachgewiesene
Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die wieder steigenden
Corona-Zahlen führen Experten vor allem auf die Ausbreitung deutlich
ansteckenderer Virusvarianten zurück. Auch vor diesem Hintergrund hat
auch die Debatte über eine raschere Corona-Impfung für Lehrkräfte und

Erzieher nochmals Fahrt aufgenommen.

So dürfen Beschäftigte an Grundschulen und Kitas mit Blick auf die
geplanten Schulöffnungen damit rechnen, bei der Corona-Impfung
schneller an die Reihe zu kommen als bisher geplant. Ebenso wie
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und mehrere Bundesländer
unterstützt auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek
entsprechende Pläne. «Beide Berufsgruppen nehmen Aufgaben wahr, die
für unsere ganze Gesellschaft von ganz großer Bedeutung sind, was
sich auch in der Impfpriorisierung zeigen sollte», sagte die
CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Eine
Grundsatzentscheidung wird bereits Anfang der Woche erwartet.

Bei der Impfreihenfolge in Deutschland wurden drei große Gruppen
festgelegt: Gruppe eins mit «Höchster Priorität», Gruppe zwei: «H
ohe
Priorität», und Gruppe drei: «Erhöhte Priorität». Kita- und
Grundschulbeschäftigte stehen nach der aktuellen Impfverordnung in
Gruppe drei und wären damit voraussichtlich erst im Sommer dran.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der
Länder hatten das Gesundheitsministerium bei ihrer jüngsten Beratung
aber gebeten, zu prüfen, ob diese Beschäftigten vorgezogen werden
könnten. Dafür müsste die geltende Impfverordnung geändert werden.


Nach Angaben von Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha
ist diese Änderung bereits in Arbeit. Eine Grundsatzentscheidung
solle voraussichtlich auch in der Gesundheitsministerkonferenz an
diesem Montag fallen, sagte der Grünen-Politiker am Samstag in
Stuttgart. Spahn hatte ebenfalls angekündigt, man wolle die
Beschäftigten an Kitas und Grundschulen zügig in die nächsthöhere
Impfgruppe nehmen und früher ein Impfangebot machen.

«Sollte eine große Zahl von Lehrkräften und der Beschäftigten in de
n
Kitas durch eine Impfung geschützt sein, wäre dies ein Beitrag, um
eher Schüler und Schülerinnen in den Schulen selbst unterrichten zu
können oder eher Kinder in den Kitas betreuen zu können», sagte
Karliczek. Das wäre auch eine Anerkennung der Leistungen der
Lehrkräfte und der Beschäftigten in den Kitas, die wie kaum andere
Berufsgruppen Kontakte zu anderen hätten, fügte sie hinzu.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnte vor einem
Öffnungswettbewerb zwischen den Ländern. «Die Öffnungen sind kein
Wettbewerb, bei dem das Bundesland gewinnt, das die weitgehendsten
Lockerungen umsetzt und die Gesundheit aller Beteiligten maximal
riskiert», sagte VBE-Chef Udo Beckmann dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (RND/Sonntag). Wer öffnen wolle, müsse Impfangebote
machen. Dass eine Priorisierung von Lehrkräften beim Impfen geprüft
werde, sei gut. «Die Frage ist nur, wann eine Entscheidung getroffen
wird - und warum die Schulöffnungen davor stattfinden sollen.»

An diesem Montag öffnen in zehn weiteren Ländern wieder Grundschulen.
Es findet entweder sogenannter Wechselbetrieb mit halben Klassen
statt, die abwechselnd zur Schule kommen, oder auch Vollbetrieb mit
festen Gruppen, die sich möglichst nicht begegnen sollen.

Bei den Kitas dürfen mehr Kinder oder auch alle wieder in die
Betreuung zurück. Auch das unterscheidet sich in den Ländern. Für
ältere Schüler und Jugendliche geht es erst einmal mit sogenanntem
Fernunterricht weiter. Ausgenommen davon bleiben Abschlussklassen.

In Niedersachsen sind Grundschüler bereits seit Januar wieder in den
Schulen, in Sachsen seit Beginn dieser Woche. Auch die Kitas sind im
Freistaat seit Montag wieder geöffnet.