Söders «Öffnungsmatrix»: Wo mehr geht, geht sehr viel mehr

Die Schere bei den Corona-Werten in Bayern geht weit auseinander.
Ministerpräsident Söder stellt Lockerungen mit einer «Öffnungsmatri

in Aussicht. Hoffnung macht ihm die Entwicklung an besonders
wichtigen Orten.

München (dpa/lby) - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
rechnet damit, dass bis März die Bewohner von Altenheimen gegen
Corona geimpft sind. «Wir sind mit dem Impfen in Alten- und
Pflegeheimen weitgehend durch», sagte er am Samstag bei einer
Online-Veranstaltung der Christlich-Sozialen Arbeitnehmer (CSA). Er
schätze, dass bis März die Zweitimpfungen «komplett abgeschlossen»

seien. «Dann wird es auch in der Frage der Gefährdung (durch) Corona

eine deutliche Verbesserung bringen.»

Er wolle angesichts sinkender Infektionszahlen in Bayern auch über
Öffnungsperspektiven reden. «Die Kurven entwickeln sich jetzt
runter», sagte Söder. «Aber die Wahrheit ist, dass (...) der Trend in

Deutschland nicht mehr so stark runter geht wie letzte Woche.»
Mancherorts gingen die Zahlen sogar leicht hoch. Eine
«Öffnungsmatrix» stelle er sich je nach Infektionslage vor Ort so
vor: «Wo mehr geht, geht sehr viel mehr. Dort, wo wir skeptisch sein
müssen, geht deutlich weniger.»  

Mehr als die Hälfte der Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern
hat mittlerweile den Inzidenzwert von 50 unterschritten. 51 der 96
Kreise und Städte verzeichnen nach den Zahlen des Robert
Koch-Instituts (RKI) von Samstag weniger als 50 Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner binnen einer Woche. Davon liegen 27 unter der
35er-Marke.

Allerdings geht die Schere nach oben sehr weit auf: Mit den
Landkreisen Tirschenreuth (345) und Wunsiedel (313) an der
tschechischen Grenze liegen die deutschlandweiten Spitzenreiter bei
den Inzidenzzahlen in Bayern. Den niedrigsten Wert verzeichnet laut
RKI derzeit Schweinfurt mit einem Wert von 11.

Die Zahl 50 ist für das Management der Pandemie von Bedeutung. Bei
einem niedrigeren Wert ist davon auszugehen, dass die
Pandemiebekämpfung noch unter Kontrolle ist. Bundes- und
Staatsregierung haben deutlich gemacht, dass weitere
Lockerungsschritte über das vorsichtige Öffnen von Schulen hinaus
erst erfolgen sollen, wenn eine Sieben-Tage-Inzidenz von 35 erreicht
ist. Je niedriger die Werte in vielen Orten allerdings sinken, desto
lauter wird der Ruf nach Lockerungen.

Die FDP kritisierte Söders Impfversprechen in Heimen. «Was wie eine
Erfolgsmeldung durch Herrn Söder klingen soll ist das nächste
gebrochene Versprechen von Bundesgesundheitsminister (Jens) Spahn»,
sagte der Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion Michael Theurer. Spahn
habe zugesagt, dass im Laufe des Januars bereits alle
Pflegeheim-Bewohner in den Ländern geimpft sein würden, so Theurer.