Verhaltene Freude und neue Probleme bei Sachsen-Anhalts Friseuren

Die Erleichterung über die Wiedereröffnung der Friseursalons am 1.
März ist spürbar. Alle Probleme sind trotzdem nicht aus der Welt.

Magdeburg (dpa/sa) - Gut eine Woche vor der geplanten Wiedereröffnung
der Friseursalons in Sachsen-Anhalt ist die Nachfrage für Waschen und
Schneiden oder frische Farbe riesig. In den ersten 14 Tagen des März
sei kaum noch ein Termin zu bekommen, sagte Erika Elsholz-Sachs. Laut
der Obermeisterin der Friseurinnung Magdeburg/Jerichower Land
vergeben viele Salons zunächst nur für diesen Zeitraum Termine - und
wollen abwarten, ob sich dann an den Corona-Regeln noch etwas ändert.

Der zweite Lockdown habe viele Betriebe hart getroffen. Unter anderem
sei das Weihnachtsgeschäft weggebrochen. Nach sechs Wochen Schließung
im Frühjahr wird der Lockdown im Winter eine mehr als zehnwöchige
coronabedingte Pause gewesen sein. Rücklagen seien deswegen
aufgebraucht, so Elsholz-Sachs. Besonders kritisch ist demnach die
Lage für junge Salons, die erst im vergangenen Jahr eröffnet haben
und noch keine Polster anlegen konnten.

Das sieht auch Sybille Hain, Landesinnungsmeisterin der Friseure und
Kosmetiker für Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wegen der Vorgabe, dass
pro Person eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern einzuhalten ist,
haben zudem vor allem kleine Betriebe Probleme. «Viele Salons
entzerren deswegen ihre Arbeitszeiten, teilen die Belegschaft in
Schichten auf», sagte Hain. Termine würden teilweise ab 6.30 Uhr bis
22 Uhr angeboten.

Sowohl Kundinnen und Kunden als auch die Salons hätten aus dem ersten
Lockdown gelernt, sagte Hendrik Hiller, Obermeister der Innung in
Wittenberg. Als die Wiedereröffnung bekanntgegeben wurde, habe es
noch am selben Tag sehr viele Anrufe gegeben. Die Betriebe gaben
deswegen einen Zeitraum bekannt, in dem Termine telefonisch
vereinbart werden konnten. Vorrang hatten dabei diejenigen, deren
Termin wegen des Lockdowns ausgefallen war. «Viele führen auch
Wartelisten», sagte Hiller, beispielsweise, falls Kunden kurzfristig
absagen sollten. Er sei froh, dass die Betriebe wieder öffnen dürfen.
Wirtschaftlich herrsche bereits für viele «Alarmstufe Rot».

Laut der Friseure liegt das auch daran, dass die Unterstützungsgelder
vom Bund nur langsam fließen. So könne die Überbrückungshilfe III
erst jetzt beantragt werden. Unter anderem Betriebskosten mussten
aber auch während des Lockdowns gezahlt werden. Zudem hätten die
Betriebe im vergangenen Jahr bereits zusätzlich Geld in die
Hygienemaßnahmen investiert, sagte Landesinnungsmeisterin Hain.

Sie fürchtet deswegen, dass die Maßnahmen unverhältnismäßig waren
-
und rechnet mit langfristigen Folgen für die Branche. Neben
Auswirkungen auf die Ausbildung schätzt sie, dass nicht alle Betriebe
überleben werden. Das bestätigte auch Guido Geib, Geschäftsführer d
es
Innungsverbandes. Zwar müsse die Situation differenziert betrachtet
werden. Unterschiede gebe es zum Beispiel abhängig von der
Unternehmensgröße. Doch die finanzielle Lage sei oft kritisch, so
Geib - und erste Salons hätten schon geschlossen.