Kein Schwimmunterricht in Brandenburg - bald mehr Nichtschwimmer? Von Christian Bark, dpa

Weil wegen des Corona-Lockdowns kein Schwimmunterricht stattfinden
kann, steigt in Brandenburg die Sorge, dass die Zahl der
Nichtschwimmer steigt. Badbetreiber hoffen auf eine baldige
Wiedereröffnung.

Potsdam (dpa/bb) - Wegen der Corona-Pandemie darf seit Monaten
in Brandenburg nur noch wenig Schwimmunterricht angeboten werden.
Seit Mitte Februar findet er überhaupt nicht mehr statt. Wie eine
Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, erhöht das nicht nur die
Verluste von Schwimmbadbetreibern, sondern auch die Befürchtung, dass
die Zahl der Nichtschwimmer zunimmt. «Die steigenden Zahlen der
Nichtschwimmer bereiten uns sehr große Sorgen», sagte die
Geschäftsführerin des Landesschwimmverbands (LSV), Maren Nagel. «Es
gibt viele Kinder, die im Schuljahr 2019/20 noch nicht die
Schwimmausbildung abgeschlossen hatten, als im März der erste
Lockdown eingesetzt wurde.»

Seit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr und der zweiten
Schließung ab November war Schwimmunterricht in Brandenburg nur sehr
unregelmäßig möglich. Alle Kinder, die im laufenden Schuljahr
schwimmen lernen sollten, hätten durch den zweiten Lockdown auch noch
keine Chance gehabt, das Schwimmen zu erlernen, sagte Nagel. «Somit
werden wir im Sommer zwei Jahrgänge von Kindern haben, die keine
sichere Schwimmer sind. Das ist eine gigantische Anzahl an Kindern.»
Allerdings könne der Verband dazu keine Zahlen nennen, da es keine
verlässlichen Erhebungen gebe.

Negative Auswirkungen werden auch bei den Schwimmern befürchtet.
«Kindern, die gerade eben noch Schwimmen lernen konnten, fehlt die
Praxis und es besteht die Gefahr, dass sie das Erlernte inzwischen
wieder verlernt haben», sagte die LSV-Geschäftsführerin.

Den Kindern und Jugendlichen, die in Vereinen schwimmen, fehle das
Schwimmtraining ebenfalls. Weil Meisterschaften ausgefallen seien,
sei es für die älteren Sportler sehr schwer, die Motivation zu
erhalten. «Darüber hinaus fehlen auch die sozialen Kontakte
untereinander», sagte Nagel. Sie seien für das Vereinsleben und für
die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen immens wichtig.

Das Potsdamer Bildungsministerium rechnet nicht mit langfristigen
negativen Auswirkungen. «Wie die Schwimmausbildung, insbesondere das
Schwimmenlernen, nachgeholt werden kann, wird gegenwärtig wird mit
den staatlichen Schulämtern abgestimmt», sagte Ministeriumssprecherin
Antje Grabley. Es bleibe das Ziel der Bildungspolitik des Landes,
nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wieder allen
Schülern qualitativ hochwertige Schulschwimmangebote entsprechend der
Rahmenlehrpläne anzubieten.

Das setzt vor allem voraus, dass private und kommunale
Schwimmbadbetreiber ihren Betrieb nach dem Lockdown aufrechterhalten
können. «Hier haben wir böse Vorahnungen, dass das nicht überall de
r
Fall sein wird», sagte Nagel.

In der Tat setzt die Krise vielen Betreibern zu. «Die Corona-Pandemie
trifft die kommunalen Badbetreiber in Brandenburg mit voller Wucht»,
sagte eine Sprecherin des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), der
in Brandenburg 14 kommunale Badbetreiber mit 18 Bädern vertritt. Mehr
Personal, mehr Aufwand, geringe maximal zulässige Besucherzahl.
«Corona lässt die finanziellen Verluste der Bäder deutlich höher
ausfallen als in den Vorjahren, wie etwa die Freibadsaison 2020
zeigte», sagte die Sprecherin.

Grundsätzlich gebe es für manche Badbetreiber noch den kommunalen
Querverbund - einen Zusammenschluss von Betrieben - als Hebel, mit
dem die kommunale Daseinsvorsorge dauerhaft finanziert werde.
Gleichwohl bleibe die finanzielle Situation für die kommunalen Bäder
Brandenburgs wegen der Corona-Pandemie sehr ernst. «Um den
Bäderbetrieb langfristig zu sichern, sind die Bäder definitiv auf
weitere Hilfen angewiesen», sagte die Sprecherin.

Auf baldige Öffnung hofft auch die kommunale Bäderlandschaft Potsdam.
Seit Mitte Dezember 2020 darf dort auch kein Schwimmunterricht mehr
stattfinden, wie Potsdams Stadtwerkesprecher Stefan Klotz mitteilte.
Derzeit gelte für Mitarbeiter eine Corona-Kurzarbeiterregelung. «Als
kommunaler Bäderbetrieb werden wir die November- und Dezemberhilfen
beantragen», kündigte er an. Von anderen Hilfen wie etwa den
Überbrückungshilfen seien kommunale Bäderbetriebe ausgeschlossen.