EU-Politiker Weber warnt USA vor Impfstoff-Lieferverzögerungen

Berlin (dpa) - Der Vorsitzende der Christdemokraten im
Europaparlament, Manfred Weber, hat den USA im Falle von
Impfstoff-Lieferverzögerungen mit EU-Exportverboten für die
Ausgangsprodukte gewarnt. «Wenn es keine klaren Zusagen gibt, dass
die in Europa produzierten Dosen auch wieder zurückkommen, darf es
keine Exportgenehmigung für die Wirkstoffe geben», sagte der
CSU-Politiker der «Augsburger Allgemeinen» (Samstag). «Der
Impf-Egoismus, den wir in den USA und teilweise auch in
Großbritannien erleben, ist zwar irgendwo nachvollziehbar, aber eine
schwere Belastung.»

Der in der EU kurz vor der Zulassung stehende Impfstoff des
US-Herstellers Johnson & Johnson wird Berichten zufolge in den
Niederlanden und Belgien produziert, aber in den USA abgefüllt. Es
scheint noch unklar, ob die fertigen Ampullen dann wieder in die EU
ausgeführt werden dürfen. Mehrere EU-Regierungschefs hatten die EU
bereits auf mögliche Lieferprobleme hingewiesen. Johnson & Johnson
hatte vor wenigen Tagen die EU-Zulassung für sein Vakzin beantragt.

Weber sagte der Zeitung weiter: «Es ist höchste Zeit für einen
weiteren G7-Gipfel, bei dem die wirtschaftsstarken westlichen Staaten
über funktionierende Lieferketten beraten und diese sichern sowie die
Verteilung der Impfdosen auf die Welt diskutieren.» Die EU wolle das.
«Aber wenn andere nicht dazu bereit sind, müssen wir über ein
Exportverbot nachdenken.»

Von Johnson & Johnson hat die EU-Kommission Impfdosen für 200
Millionen Menschen bestellt. Zudem hat sie eine Option auf
ausreichende Mengen für noch einmal 200 Millionen Personen. Die
Besonderheit: Voraussichtlich reicht eine Dosis zur Immunisierung.
Alle übrigen derzeit genutzten Vakzine müssen zweimal gespritzt
werden.