Woidke für Lehrer-Impfung - Ernst verteidigt Öffnung der Schulen

Brandenburgs Bildungsministerin Ernst verteidigt die bevorstehende,
erneute Öffnung der Grundschulen in der Pandemie. Nach breiter Kritik
von Gewerkschaften und Pädagogenverbänden setzt sich Regierungschef
Woidke für eine schnellere Impfung von Lehrern und Erzieherinnen ein.

Potsdam (dpa/bb) - Kurz vor der Öffnung der Grundschulen im
Wechselunterricht hat Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) dafür geworben, dass Lehrer und Erzieher schon vorzeitig eine
Corona-Schutzimpfung erhalten. In einem Schreiben bat er
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) um eine Prüfung, inwieweit
diejenigen aus der dritten Gruppe der Impfreihenfolge bereits jetzt
mit dem ausreichend vorhandenen Präparat von Astrazeneca geimpft
werden könnten. Am Montag sollen in Brandenburg die Grundschulen im
Wechselunterricht zwischen Schule und zuhause wieder öffnen.

«Dies würde auch eine schnellere Impfung von Lehrerinnen und Lehrern
sowie Erzieherinnen und Erziehern ermöglichen», heißt es in Woidkes
Schreiben vom Donnerstag, das am Freitag vorlag. Damit gebe es auch
eine größere Sicherheit für die Schulöffnungen in Brandenburg, sagt
e
Woidke dem RBB. Bund und Länder baten Spahn bei ihrer Konferenz am
10. Februar bereits zu prüfen, mit der nächsten Fortschreibung der
Impfverordnung Kita-Beschäftigte und Grundschullehrer früher als
bisher zu impfen - in der zweiten statt der dritten Gruppe.

Außerdem halte er eine zeitnahe Zulassung von Impfungen durch
Hausärzte für erforderlich, sagte Woidke. Denn da nun größere
Impfstoffmengen erwartet würden, seien die Impfzentren nicht mehr
ausreichend. «Daher sind wir der festen Überzeugung, dass die
Hausärzte eine größere Rolle übernehmen können und übernehmen m
üssen,
gerade wenn es um Menschen geht mit Vorerkrankungen.» Dafür müsse die

Impfverordnung geändert werden.

Die Öffnung der Grundschulen für den Wechselunterricht ist nach
Ansicht von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verantwortbar. «In
der Abwägung finde ich es richtig, mit der Schulöffnung nicht länger

zu warten, sondern ab Montag ja sehr vorsichtig zu beginnen», sagte
Ernst der «Märkischen Allgemeinen» (Freitag). «Die Kinder sitzen in

großen Abständen voneinander, wir haben zum Schutz auch die Maske
eingeführt.» Es sei eine «ganz harte Zeit» über viele Wochen gewe
sen,
die Schulen geschlossen zu halten.

Im ersten Corona-Lockdown im vergangenen Jahr hatte es bereits
Wechselunterricht gegeben - mit der Möglichkeit, an verschiedenen
Tagen zu wechseln oder während des Tages mit mehreren Schichten.
Unter den 915 Schulen in Brandenburg sind 463 Grundschulen. In den
Schulen gilt eine Pflicht für medizinische Gesichtsmasken, Schüler
unter 14 Jahren können eine Alltagsmaske tragen.

Der Hauptpersonalrat der Lehrkräfte in Brandenburg hatte vor Risiken
gewarnt, wenn der Wechselunterricht noch neben dem Präsenzunterricht
für Abschlussklassen startet. Er forderte unter anderem, täglich
FFP2- oder OP-Masken für alle Lehrer und Schüler zur Verfügung zu
stellen. Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld sagte am Freitag,
300 000 Masken seien als Angebot für die Lehrkräfte beschafft worden.

Auch die Lehrergewerkschaft GEW und der brandenburgische
Pädagogenverband hatten erneut einen besseren Schutz der Lehrkräfte
und Erzieherinnen in den Kitas gefordert. Diese müssten in die
Impfgruppe mit hoher Priorität kommen und sofort ein Impfangebot
erhalten, forderte der Landesvorsitzende Günther Fuchs. «Die
Kolleginnen und Kollegen sind mit der Wiederaufnahme der
Präsenzangebote einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt.»

Das Land bietet inzwischen bereits Polizisten, die etwa bei
Demonstrationen eingesetzt sind, Beschäftigten im Gesundheitsdienst
sowie Bewohnern und Mitarbeitern von Flüchtlings- und
Obdachlosenunterkünften einen vorgezogenen Schutz an, weil genug
Impfstoff des dritten Herstellers Astrazeneca vorhanden ist, der
nicht verfallen soll. Diese Impfungen seien vorerst bis zum 26.
Februar vorgesehen, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums,
Gabriel Hesse. Bei den Polizisten geht es nach Angaben des
Innenministeriums zunächst um gut 1000 Kräfte, bis zu 3000 Polizisten
werden aber für vordringlich gehalten.

Die Zahl neuer Corona-Infektionen in Brandenburg ist nach einem
zwischenzeitlichen Anstieg wieder gesunken. Die Gesundheitsämter
hätten 289 neue Fälle gemeldet, teilte das Gesundheitsministerium am
Freitag mit. Vor einer Woche waren es 374, am Donnerstag waren 390
neue Infektionen registriert worden. Weitere 19 Menschen starben im
Zusammenhang mit dem Coronavirus. Derzeit werden 584 Patienten wegen
einer Covid-19-Erkrankung in Krankenhäusern behandelt, vor einer
Woche waren es noch 678.