Gesetzliche Krankenkassen erneut mit Minus in 2020

Berlin (dpa) - Die gesetzlichen Krankenversicherungen haben im
vergangenen Jahr auch angesichts der Corona-Krise erneut ein Minus
verbucht. Allein die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und die
Ersatzkassen verzeichneten nach vorläufigen Zahlen jeweils Defizite
von rund einer Milliarde Euro, wie die Kassenverbände am Freitag auf
Anfrage in Berlin mitteilten. Zunächst berichtete die «Frankfurter
Allgemeine Zeitung» (Freitag) darüber. Im Jahr 2019 hatten alle
gesetzlichen Kassen zusammen 1,5 Milliarden Euro Defizit gemacht.

Die Ersatzkassen wiesen nun ein vorläufiges Minus von 1,1 Milliarden
Euro aus - nach minus 859 Millionen Euro im Jahr 2019. Nach massiven
Ausgabenrückgängen wegen der Pandemie im zweiten Quartal habe es im
dritten Quartal eine Normalisierung und Nachholeffekte gegeben. Neben
Corona-Auswirkungen hätten aber auch Mehrausgaben wegen Neuregelungen
etwa für mehr Pflegestellen und Arzttermine zu Buche geschlagen. Die
Chefin des Verbands der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, sagte, der
Finanzdruck auf die Kassen bleibe weiterhin hoch. «Ihre Rücklagen
werden im Laufe des Jahres weitestgehend aufgebraucht sein.»

Bei den AOKs vergrößerte sich das Defizit nach vorläufigen Daten auf

rund eine Milliarde Euro nach minus 120 Millionen in 2019. Der Chef
des Bundesverbands, Martin Litsch, bezeichnete Prognosen zur
Finanzentwicklung 2021 angesichts der dynamischen Lage als schwierig.
Befürchtet werde eine dritte Corona-Welle.

Unklar sei außerdem, wann und wie stark sich noch «Nachholeffekte» in

Praxen und Kliniken bemerkbar machten. «Klar ist nur, dass die
kostspieligen Gesetze aus den Vorjahren weiter ihre Finanzwirkung
entfalten werden.» Für 2022 drohe der gesetzlichen
Krankenversicherung insgesamt «ein gewaltiges Defizit».