Mutiertes Corona-Virus dominiert in Flensburg

Die Stadt Flensburg greift angesichts der schlechten Corona-Lage zu
einer nächtlichen Ausgangssperre und strengen Kontrollen. Die
Oberbürgermeisterin appelliert an die Bürger - denn ein Phänomen
bereitet besonders Sorgen.

Flensburg (dpa/lno) - Im schleswig-holsteinischen Corona-Hotspot
Flensburg hat sich die mutierte Variante des Virus durchgesetzt. Nach
Angaben von Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) werden Infektionen
fast nur noch mit Mutanten festgestellt. In den vergangenen Tagen
seien diese in 80 Fällen nachgewiesen worden, sagte Lange am Freitag.
Für den Februar liege der Anteil bei 50 Prozent.

Für die Einwohner gilt wegen der hohen Ansteckungszahlen in der Stadt
von Sonnabend an zunächst für eine Woche eine nächtliche
Ausgangssperre. Sie betrifft die Zeit von 21.00 Uhr bis 5.00 Uhr. Es
gibt Ausnahmen, zum Beispiel für den Weg zur Arbeit oder zum Arzt.
Auch Gassigehen mit dem Hund ist erlaubt. Zudem sind in Flensburg
vorerst private Treffen untersagt.

Die Steigerung des Anteils der Mutationen und die zu erwartende
Zunahme der Inzidenz «geben uns Recht, diese doch sehr
schwerwiegenden aber notwendigen Maßnahmen einzuleiten», sagte Lange.
Sie kündigte strenge Kontrollen an. Bei Verstößen gegen die
Verordnung drohen hohe Bußgelder. Wer unterwegs sein müsse, solle
sich ausweisen können und eine Bescheinigung zum Beispiel vom
Arbeitgeber mitführen. Die Stadt Flensburg will auch mit kostenlosen
Schnelltests zur Eindämmung der Pandemie beitragen. Zunächst stünden

70 000 Test zur Verfügung.

Lange appellierte an die Einwohner der Stadt, den Ernst der Lage zu
erkennen: «Die Mutation verbreitet sich unfassbar schnell. Wir sind
hier im Wettlauf mit der Zeit.» Jeder sei gebeten, den Alltag
umzuorganisieren, damit man um 21.00 Uhr Zuhause ist. Die
Sieben-Tage-Inzidenz für Flensburg stieg nach Angaben der Stadt vom
Freitagabend auf 193,0. Der Wert sagt aus, wie viele Menschen auf 100
000 Einwohner sich innerhalb von sieben Tagen infiziert haben.
Angestrebt wird ein Wert von 35. Es seien am Freitag 24 neue Fälle
hinzugekommen, von denen sich jeder Zweite in der Familie oder
Wohngemeinschaft angesteckt habe.

Die Oberbürgermeisterin kündigte strenge Kontrollen durch städtisches

Personal in der gesamten Stadt an. Wer sich nicht an die Verordnung
halte, müsse mit einem Bußgeld von mindestens 100 Euro rechnen.

Auch die Polizei will die nächtliche Ausgangssperre und das
Kontaktverbot verstärkt kontrollieren. Innenministerin Sabine
Sütterlin-Waack (CDU) warb um Verständnis für die Maßnahmen. «Da

müssen wir jetzt durch. Es geht darum, die Ausbreitung der mutierten
Viren zu verhindern.» Das gehe nur durch eine Reduzierung der
Kontakte. «Je eher wir das schaffen, desto schneller kann auf die
verschärften Maßnahmen wieder verzichtet werden.»

Der Leiter der Polizeidirektion Flensburg, Olaf Schulz, kündigte eine
erhöhte Präsenz der Polizei im Stadtgebiet an. «Wir werden für
jedermann sichtbar unterwegs sein und die Kontrollen durchführen.»
Die Beamten setzten dabei in erster Linie auf den Dialog mit der
Bevölkerung. «Wenn es nötig werden sollte, werden wir jedoch
konsequent durchgreifen.».