Ministerium: Impfdosen sind gleichmäßig auf Impfzentren verteilt

Impfstoffe sind ein knappes Gut, und die Behörden müssen die zur
Verfügung gestellten Mengen auf die Stadt- und Landkreise verteilen.
Geht das immer gerecht zu?

Stuttgart (dpa/lsw) - In Baden-Württemberg werden die zugeteilten
Impfdosen nach Auskunft des Gesundheitsministeriums gleichmäßig auf
die Impfzentren verteilt. Die sechs bevölkerungsreichsten Stadt- und
Landkreise hätten jeweils zwei Kreisimpfzentren, alle anderen
Landkreise jeweils ein Zentrum, ließ ein Behördensprecher am Freitag
in Stuttgart wissen. Alle Kreisimpfzentren bekämen die gleichen
Impfstoffmengen geliefert. «Jedes Kreisimpfzentrum bekommt derzeit
pro Woche eine Faltschachtel mit 1170 Impfdosen von Biontech. Solche
kleinen Mengen dann noch weiter aufzuteilen, ist sinnlos und
funktioniert auch logistisch nicht. Der Impfstoff von Moderna wird
wegen der sehr geringen Liefermengen aktuell nur zwischen den
Zentralen Impfzentren aufgeteilt», sagte der Behördensprecher. Der
Impfstoff sei aber überall zu knapp. Laut «Bild»-Zeitung stehen
91 700 Menschen auf der Warteliste der Impf-Hotline. Besonders
ärgerlich sei, dass der Impfstoff ungerecht verteilt werde.

Es sei nicht hilfreich, die Impfdosen pro Landkreis zu vergleichen,
sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums. Denn die Zuordnung
der Impfberechtigten zu einem Impfzentrum sei nicht an den Wohnort
gebunden. Damit solle sichergestellt werden, dass Bürger sich dort
impfen lassen könnten, wo es für sie am geschicktesten sei.

Der Bund habe die Impfdosen nach Bevölkerungsanzahl an die
Bundesländer verteilt, sagte der SPD-Abgeordnete Gernot Gruber aus
dem Rems-Murr-Kreis. «So hätte es auch in Baden-Württemberg laufen
müssen. Jeder der 44 Stadt- und Landkreise gehört bei der Verteilung
der Impfdosen gleichmäßig berücksichtigt. Es ist mir schleierhaft,
warum sich die Landesregierung gegen eine gerechte Verteilung
entschieden hat.» Nach seiner Rechnung erhält beispielsweise der
Landkreis Sigmaringen mit 131 000 Einwohnern genau so viel Impfstoff
wie der mehr als dreimal so große Rems-Murr-Kreis mit 427 000
Einwohnern. «Aus unserer Sicht ist diese Verteilung ungerecht. Und
sie fördert einen klimaschädlichen Impftourismus der langen
Fahrwege.»

Nach Baden-Württemberg seien bisher 100 800 Dosen des Impfstoffs von
Astrazeneca geliefert worden, sagte der Sprecher des
Gesundheitsministeriums. Dieser sei für Menschen im Alter von 18 bis
64 Jahren gedacht. Die erste Lieferung (48 000 Dosen) sei komplett,
die zweite Lieferung (52 800 Dosen) zum größten Teil den
Krankenhäusern im Land zur Impfung ihres impfberechtigten Personals
zur Verfügung gestellt worden. In den Kreisimpfzentren stünden diese
Woche erstmals jeweils 400 Impfdosen zur Verfügung. Dort werde
Astrazeneca für Personen der ersten Priorität verwendet. Dazu
gehörten Mitarbeitende der Rettungsdienste, Ärzte, Zahnärzte und
Personen unter 65, die im Pflegebereich wie der ambulanten Pflege,
arbeiteten.

Auch die Angehörigen der Berufsgruppen aus der ersten Priorität unter
65 Jahren hätten ein berechtigtes Interesse, geimpft zu werden.
«Durch den Impfstoff von Astrazeneca können sie nun deutlich
schneller geimpft werden, und wir gehen davon aus, dass wir Anfang/
Mitte März bereits mit den Impfungen der unter 65-Jährigen in der
zweiten Priorität beginnen können.» Die Impfzentren hätten
ausreichend Kapazitäten, die Impfstoffe von Biontech/Moderna und
Astrazeneca in getrennten Impfstraßen, aber zur gleichen Zeit zu
impfen.