Mediziner: Infektionen in Vorpommern-Greifswald im privaten Umfeld

Rostock (dpa/mv) - Die hohen Infektionsraten im Landkreis
Vorpommern-Greifswald sind nach Meinung des Rostocker
Tropenmediziners Emil Reisinger hauptsächlich auf private Kontakte in
Freundes- oder Familienkreisen zurückzuführen. Infektionen in Alten-
und Pflegeheimen fielen als Begründung weitgehend aus, die Mehrzahl
der Bewohner sei inzwischen geimpft, sagte Reisinger am Freitag. Dies
zeige sich unter anderem daran, dass die Ansteckungsraten bei den
über 80-Jährigen in den vergangenen vier Wochen stetig gesunken
seien. Der Mediziner ist einer der wissenschaftlichen Berater der
Landesregierung.

Reisinger führte die Vielzahl der Infektionen in
Vorpommern-Greifswald hauptsächlich darauf zurück, dass viele
Menschen noch nicht verinnerlicht hätten, dass die Ansteckungsgefahr
im privaten Umfeld sehr hoch sei. «Das kann nur am Verhalten der
Menschen liegen. In dem Moment, wenn man Abstand hält und Maske
trägt, kann nichts passieren», betonte er.

Seit Wochen hat der Landkreis Vorpommern-Greifswald die höchsten
Inzidenzen in Mecklenburg-Vorpommern, am Donnerstag lag der Wert bei
rund 167. Dies sei mit ein Grund dafür, dass Mecklenburg-Vorpommern
in Vergleich der Bundesländer stetig an Boden verloren habe und
derzeit mit einer 7-Tage-Inzidenz von 65,0 einen der hinteren Plätze
belege.

Auch die Nähe zur polnischen Grenze könne als Begründung nicht mehr
angeführt werden, betonte der Experte. So habe beispielsweise die
Region Swinemünde inzwischen eine niedrigere Inzidenz als
Vorpommern-Greifswald.