Tschechisches Corona-Hilfsgesuch an Deutschland rückt näher

Karlsbad/Prag (dpa/lby) - Ein tschechisches Hilfsgesuch an Bayern und
Sachsen zur Übernahme von Covid-19-Intensivpatienten rückt näher. Man

habe in den deutschen Nachbarkreisen Bettenkapazitäten abgefragt,
sagte der Präsident der westlichen Karlsbader Region, Petr Kulhanek,
am Freitag. Regierungschef Andrej Babis, der sich dem bisher
widersetzt hatte, habe den Vorbereitungen zugestimmt.

Sollten die Betten ausgehen, werde zunächst eine Anfrage an das
Gesundheitsministerium in Prag gestellt, das dann in einem nächsten
Schritt über ein Hilfsgesuch an Deutschland entscheiden müsste. Der
Krisenplan könne jederzeit aktiviert werden, noch sei das aber nicht
geschehen, erläuterte Kulhanek. Zuerst hatte das Nachrichtenportal
«Tag24» berichtet.

Demnach ist beim Landratsamt im Vogtlandkreis ein entsprechender
Antrag eingegangen, der vom Landrat geprüft werde. Aktuell ist der
Vogtlandkreis mit einer Inzidenz von 141,6 der Hotspot in Sachsen bei
der Zahl der Neuansteckungen binnen sieben Tagen je 100 000
Einwohner.

Der stellvertretende Gesundheitsminister Vladimir Cerny hatte vor
wenigen Tagen noch einmal bekräftigt, dass man die Nachbarländer erst
um Hilfe ersuchen werde, wenn 90 Prozent der Kapazitäten aller
tschechischen Krankenhäuser ausgeschöpft seien. Inzwischen nähert man

sich dieser Schwelle. Am Freitag waren landesweit nur noch 14 Prozent
der Intensivbetten verfügbar.

Täglich werden Patienten mit Krankenwagen und Rettungshubschraubern
innerhalb Tschechiens verlegt - teils über große Entfernungen. Hilfe
haben inzwischen auch die Visegrad-Staaten Polen und Ungarn
angeboten. In Tschechien wurden am Freitag 11 553 neue Corona-Fälle
innerhalb von 24 Stunden registriert. Seit Beginn der Pandemie gab es
mehr als 1,1 Millionen bestätigte Infektionen und 18 913 Todesfälle.