Tausende Impftermine in Sachsen frei - Infektionen im Pflegeheim

In Zeiten von Corona wirkt jede positive Nachricht erleichternd. Doch
Rückschläge gibt es immer wieder - auch in Sachsen. Sie machen
deutlich, dass noch lange keine Normalität in den Alltag Einzug
halten wird.

Dresden (dpa/sn) - Nach einem größeren Corona-Ausbruch in einem
Leipziger Pflegeheim ist fast ein Viertel der Bewohner gestorben. Der
Ausbruch begann Mitte Januar - wenige Tage, nachdem es erste
Impfungen der Bewohner gegeben hatte, teilte die Stadt am Donnerstag
mit. Es sei jedoch nicht nachvollziehbar, ob sich die Menschen vor
oder nach dem Impftermin angesteckt haben. 70 Menschen lebten in dem
Heim; 46 Bewohner und 21 Beschäftigte steckten sich an, 16 Bewohner
starben. Das Heim wurde bis vor kurzem unter Quarantäne gestellt.
Zuvor hatte die «Leipziger Volkszeitung» darüber berichtet.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Donnerstag stieg die
Zahl nachgewiesener Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen 24
Stunden in Sachsen um 506 Fälle auf insgesamt 189 407. Zudem kamen 60
neue Todesfälle hinzu. Damit sind im Freistaat bereits 7339 Menschen
an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die
Sieben-Tages-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner binnen sieben Tagen - stieg auf den Wert von 66,2 wieder
leicht an. Am Vortag lag er bei 62,2, am Dienstag bei 68,4. Zielmarke
für weitere Lockerungen bei Schutzmaßnahmen ist ein Wert unter 35.

Unterdessen meldete das Deutsche Rote Kreuz (DRK) für diese Woche
noch mehr als 2500 freie Impftermine. Eine zögerliche Nachfrage gibt
es bisher für den Impfstoff des Herstellers Astrazeneca, der für über

65-Jährige als nicht geeignet eingestuft wurde und daher für
medizinisches Personal und ambulant tätige Pfleger und Pflegerinnen
vorgesehen ist. «Wir vermuten, dass diese Zielgruppe noch nicht
ausreichend darüber informiert ist, dass es für sie freie Termine
gibt», sagte DRK-Sprecher Kai Kranich. Über die Probleme hatte zuvor
am Donnerstag ausführlich die «Sächsische Zeitung» berichtet.

Sachsen hatte bereits am Mittwoch angekündigt, sich beim Bund dafür
einzusetzen, dass Erzieher, Lehrer und Mitarbeiter des öffentlichen
Gesundheitsdienstes schneller als geplant mit dem Präparat von
Astrazeneca geimpft werden. «Mit diesem Wirkstoff können hervorragend
schwere Covid-Erkrankungen verhindert werden. Dennoch stellen wir
fest, dass es derzeit noch freie Impftermine für Astrazeneca gibt»,
hatte das Sozialministerium in Dresden mitgeteilt. Dem DRK zufolge
sollen an diesem Wochenende in drei sächsischen Gemeinden sogenannte
rollende Impfzentren zum Einsatz kommen.

Nach Angaben des Sozialministeriums haben in fast allen der 690
stationären Alten- und Pflegeheimen in Sachsen Bewohner die
Erstimpfung erhalten. Die noch fehlenden Heime seien auf hohe
Infektionsraten zurückzuführen. Dies werde sukzessive nachgeholt,
Impfungen durch mobile Teams würden ohne Pause weitergehen. Die
Impfbereitschaft bei den Heimbewohnern sei hoch und liege zwischen 80
und 90 Prozent.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lobte am Donnerstag
Fortschritte im Kampf gegen die Corona-Pandemie, warnte aber auch vor
wachsender Ungeduld in der Bevölkerung. Es werde hoffentlich
gelingen, die Gesundheitskrise in den Griff zu bekommen und Schritt
für Schritt zu Normalität zurückzukehren, sagte er in einer
Videokonferenz mit Vertretern des Gesundheitswesens in Sachsen. «Das
geht langsamer, als es sich viele wünschen.» Je länger die Krise und

die Einschränkungen dauerten, desto größer werde der «Stress-Test
»
für das Vertrauen in öffentliche Institutionen.