Abweichung von Kita-Betreuung für alle ist nach Abstimmung möglich

Ab Montag gilt in NRW die Einladung von Familienminister Stamp an
alle Kinder, wieder ihre Kita zu besuchen. Wegen der Corona-Gefahren
stehen die Türen aber nicht in allen Kommunen gleich weit offen.

Düsseldorf/Wuppertal/Hagen (dpa/lnw) - Kommunen, die ab der kommenden
Woche keinen eingeschränkten Regelbetrieb für alle Kita-Kinder
anbieten wollen, müssen das mit den Gesundheitsbehörden abstimmen.
Darauf hat das nordrhein-westfälische Familienministerium am
Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf
hingewiesen.

Ab dem 22. Februar gilt in NRW grundsätzlich landesweit ein
eingeschränkter Regelbetrieb mit pauschal um zehn Wochenstunden
reduzierter Betreuung in festen Gruppen. «Sofern eine Kommune
ungeachtet dessen im Rahmen ihrer Hotspot-Strategie weitere
individuelle Schutzmaßnahmen anordnen möchte, ist diese mit den
Gesundheitsbehörden beziehungsweise dem Gesundheitsministerium
abzustimmen», teilte eine Sprecherin mit.

Das kürzlich vorgestellte Phasen-Modell des Ministeriums, das eine
schrittweise Rückkehr zur Normalität vorsieht, beinhaltet auch eine
«Corona-Notbremse»: Bei einem stetig steigenden Infektionsgeschehen
erfolgt der Rückschritt in die vorherige Phase. Kommt es zu einem
sprunghaften Anstieg des Infektionsgeschehens, können Kitas oder
Kindertagespflegestellen regional oder auch landesweit geschlossen
werden, und es gibt nur noch eine eng begrenzte Notbetreuung.

Der Krisenstab der Stadt Wuppertal appellierte am Donnerstag an alle
Eltern, ihre Kinder auch in der kommenden Woche möglichst weiterhin
zu Hause zu betreuen. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne)
begründete das mit der «regionalen Inzidenzlage im Bergischen Land».


Nach 14 Tagen mit sinkenden Neuinfektionsraten stiegen die Werte seit
drei Tagen wieder an, erläuterte Krisenstabsleiter Johannes Slawig in
einer Mitteilung. «Dies ist in einer Lockdown-Situation ein absolutes
Alarmsignal.» Hinzu komme, dass Mutanten des Coronavirus unter
Kindern und Jugendlichen wohl besonders infektiös seien. «So gab es
in unserer Nachbarstadt Solingen bereits fünf Ausbrüche der
britischen Mutante in Kitas. Eine derartige Entwicklung wollen wir,
wenn irgend möglich, in Wuppertal unbedingt vermeiden.»

Der Wuppertaler Gesundheitsdezernent Stefan Kühn erklärte,
Betreuungseinschränkungen seien leider weiterhin nicht
auszuschließen. Daher sei die «Corona-Notbremse als Plan B» sehr zu
begrüßen.

Wuppertal war am Donnerstag in der Statistik des Robert
Koch-Instituts mit 69 Corona-Neuinfektionen gerechnet auf 100 000
Einwohner und sieben Tage gelistet und damit deutlich über der
landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von 57,1. Den höchsten Wert hatte
mit 120,8 weiterhin Hagen.

Auf der Tagesordnung des Hagener Krisenstabs stehen für diesen
Freitag ebenfalls Beratungen an, ob an die Eltern appelliert werden
soll, die Kinder auch in der kommenden Woche möglichst noch nicht
wieder in die Kitas zu schicken. Es sei davon auszugehen, dass ein
solcher Beschluss gefasst werde, teilte ein Sprecher auf dpa-Anfrage
mit. In Solingen, der Stadt mit dem landesweit zweithöchsten Wert
(103), stehe eine solcher Appell derzeit nicht an, sagte ein
Sprecher.

Bund und Länder hatten sich auf einen Inzidenzwert von 35 als
Orientierung für maßgebliche Lockerungen verständigt.