Bayerische Landräte und OBs fordern Kurskorrekturen in Corona-Politik

München (dpa) - Vor einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordern mehrere bayerische
Landräte und Oberbürgermeister Kurskorrekturen in der
Anti-Corona-Politik: unter anderem klarere Öffnungsperspektiven und
eine Orientierung nicht mehr nur an Sieben-Tage-Inzidenzwerten. Vor
allem Kommunen mit konstant niedrigen Corona-Infektionszahlen wollen
raschere Lockdown-Lockerungen insbesondere für den Einzelhandel. Die
Videoschalte mit der Kanzlerin ist für diesen Freitag angesetzt.

Niemand wolle das Erreichte allzu leichtfertig aufs Spiel setzen,
gerade mit Blick auf die Ausbreitung der Virusmutationen, sagte etwa
der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU) der Deutschen
Presse-Agentur. Kempten habe aber seit Tagen eine Inzidenz von etwa
20. Wenn sich dieser Trend verstetige und auch im Umland sichtbar
sei, werde man langsame Öffnungen einfordern. «Unter klaren
Hygienekonzepten müssen kulturelle Veranstaltungen, Kinovorführungen,
Zugang zum Einzelhandel und auch zur Gastronomie bei definierter
Zugangsbeschränkung wieder möglich sein», erklärte Kiechle.

Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder (Freie Wähler) forderte einen
«zügigen, kontrollierten Ausstieg» aus dem Lockdown. Er verlangte
zudem, die Sieben-Tage-Inzidenz als «alleiniger Auslöser» von
grundrechtseinschränkenden Maßnahmen müsse überdacht werden.
Ausschlaggebend müsse daneben auch die gesundheitliche Lage sein,
also die Schwere der Erkrankungen und die Situation in den Kliniken.

Auch der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU)
sagte: «Aus meiner Sicht ist es nicht sinnvoll, sich ausschließlich
an Zahlenwerten, also festgelegten Inzidenzwerten zu orientieren.
Wichtig wäre meiner Meinung nach, die Lage vor Ort, insbesondere aber
die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens zu betrachten und danach
die Situation einzuordnen und entsprechende Maßnahmen zu treffen.»

Der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler) erklärte:
«Selbstverständlich braucht es auch weiter Vorsicht und Umsicht.
Wichtig ist aber auch, dass wir unseren Bürgerinnen und Bürgern
Zuversicht geben, indem Öffnungsstrategien aufgezeigt werden.»