Weiter steigende Corona-Zahlen im Hotspot Thüringen

Thüringen leuchtet auf der Corona-Karte des Robert Koch-Instituts als
einziges Bundesland dunkelrot - und die Infektionszahlen gehen weiter
in die Höhe. Ein Grund hierfür könnten die engeren Bindungen der
Menschen auf dem Land sein.

Erfurt (dpa) - Im bundesweiten Corona-Hotspot Thüringen bleibt die
Infektionslage bei deutlich steigenden Zahlen angespannt. Die
Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag nach Angaben des Robert
Koch-Instituts (RKI) und der Staatskanzlei bei 119,5 (Vortag: 111,6).
Thüringen ist damit auch das einzige Bundesland, in dem die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche die Marke von 100
übersteigt.

Das ist mehr als doppelt so hoch wie der Bundeswert, der laut RKI am
Donnerstag 57,1 betrug. Die Sieben-Tage-Inzidenzen gehen vor allem
auch in Bremen (65,8), Nordrhein-Westfalen (57,1) und Sachsen-Anhalt
(83,8) hoch, aber nirgends so stark wie im ländlich geprägten
Thüringen. Es seien vor allem die ländlichen Regionen betroffen, da
dort die gesellschaftlichen Kontakte intensiver seien als in den
größeren Städten, erklärte der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz de
r
Deutschen Presse-Agentur.

«Der Großteil der Infektionen findet in Familien statt und der
private Bereich lässt sich nur bedingt regulieren», sagte Pletz, der
Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene
am Jenaer Universitätsklinikum ist. Wenn das Virus in den ländlichen
Regionen, die anfangs noch verschont geblieben seien, auftrete,
verbreite es sich aufgrund der Intensität der Kontakte dort auch
stark.

Im Land hat der Kreis Schmalkalden-Meiningen mit 211,3 die höchste
Sieben-Tage-Inzidenz - bundesweit ist das der vierthöchste Wert. Auch
der Unstrut-Hainich-Kreis weist mit 206,4 eine sehr hohe Zahl aus.
Das Infektionsgeschehen in diesen beiden Kreisen geht laut Pletz
derzeit aber nicht von neuen Varianten des Virus aus.

Das Gesundheitsministerium in Erfurt vermutet einen Grund für das
Ansteigen der Fallzahlen im Freistaat im Wintereinbruch in der
vergangenen Woche. Dieser könnte dazu geführt haben, dass weniger
Menschen zum Arzt gegangen seien und dies nun nachholten, sagte eine
Ministeriumssprecherin. Zudem seien auch die Virusmutationen in
Thüringen angekommen. Daher seien die Testungen und Sequenzierungen
bereits intensiviert worden.

Nach wie vor die meisten gemeldeten Häufungen von Corona-Fällen sind
auch nach Einschätzung des Ministeriums im privaten und familiären
Bereich zu verzeichnen. Das führe zu dem Schluss, dass die
Kontaktbeschränkungen nicht so umgesetzt werden, wie dies
erforderlich wäre. Positiv sei ein Rückgang der Infektionszahlen in
Pflegeeinrichtungen, der auf die inzwischen hohe Zahl der Impfungen
zurückzuführen sei, hieß es. In Thüringen haben mit Stand Donnersta
g
88 645 Menschen Erstimpfungen erhalten.

Trotz der wachsenden Zahl an Neuinfektionen hält der Freistaat an
einzelnen Lockerungen des grundsätzlich verlängerten Lockdowns fest.
So soll etwa nach der neuen Verordnung, die an diesem Freitag in
Kraft treten soll, die nächtliche Ausgangssperre abgeschafft werden.
Zudem sollen Kitas und Grundschulen am 22. Februar wieder in den
eingeschränkten Regelbetrieb gehen. Auch Fahrschulen können demnach
wieder mit dem Unterricht beginnen und Friseursalons ab 1. März
öffnen.

Von Mittwoch auf Donnerstag kamen laut Staatskanzlei (Stand: 0.00
Uhr) landesweit 513 Neuinfektionen hinzu. Zudem wurden am Donnerstag
23 neue Todesfälle in Zusammenhang mit Corona gemeldet. Seit Beginn
der Pandemie stieg damit die Gesamtzahl der Todesfälle auf 2683 und
die der Corona-Fälle auf 72 182.