Afrika: Start der Corona-Impfungen steht in 20 Ländern kurz bevor

Addis Abeba (dpa) - Afrikas Impfstoff-Offensive gegen das Coronavirus
steht der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC zufolge
unmittelbar vor dem Start. «Ich freue mich zu verkünden, dass die
Auslieferung der ersten Million Dosen auf dem Kontinent kommende
Woche beginnen wird», kündigte der Leiter der Africa CDC, John
Nkengasong, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz an. Der
Astrazeneca-Impfstoff werde an insgesamt 20 Länder gehen, die damit
vorrangig ihr Gesundheitspersonal impfen wollen.

Ebenfalls am Donnerstag traf im westafrikanischen Senegal eine erste
Impfstofflieferung aus China ein. «Senegal hat seine ersten
Impfstoffdosen erhalten», bestätigte Tandakha Dièye, der Leiter des
nationalen Anti-Covid-Impfstoffkomitees. Es handle sich um insgesamt
200 000 Dosen des Mittels Sinopharm. Der südafrikanische Krisenstaat
Simbabwe hatte bereits am Montag eine ähnliche Menge des chinesischen
Coronavirus-Vakzins erhalten. Seit Beginn der Pandemie wurden in
Senegal mehr als 31 770 Infektionen registriert, 769 Menschen starben
an den Folgen.

Südafrika als zahlenmäßig am stärksten betroffenes Land auf dem
Kontinent hat am Mittwoch bereits damit begonnen, den Impfstoff des
Pharmakonzerns Johnson & Johnson zu verabreichen. Die zuvor gekauften
Astrazeneca-Dosen werden an andere Länder verteilt.

Hintergrund sind die Ergebnisse einer Studie, der zufolge das
Astrazeneca-Präparat nur minimal vor leichten und moderaten
Erkrankungen nach einer Infektion mit der zuerst in Südafrika
entdeckten Variante B.1.351 schützt. Über die Wirksamkeit bei
schweren Verläufen wird in der Studie keine Aussage getroffen.
Daraufhin stoppte Südafrika vorübergehend seine geplanten Impfungen
mit dem Wirkstoff und bietet sie nun anderen afrikanischen Staaten
an.

Nach der WHO empfahl am Donnerstag auch Nkengasong den weiteren
Einsatz des Vakzins. «Es ist kein schlechter, sondern ein sehr
wirksamer Impfstoff», sagte er. Der Eindruck, Südafrika wolle nun
unwirksame Präparate beim Rest des Kontinents loswerden, sei völlig
falsch. Der Astrazeneca-Impfstoff war bisher vor allem für
Entwicklungsländer die große Hoffnung, unter anderem weil er nicht
bei besonders niedrigen Temperaturen gekühlt werden muss und das die
Logistik vereinfacht.

In Afrika wurden Africa CDC zufolge knapp 2,8 Millionen
Corona-Infektionen verzeichnet, das entspricht 3,5 Prozent der
weltweit entdeckten Ansteckungen. Bei den Todesfällen nähert sich der
Kontinent der Marke 100 000 an.

Der Trend der vergangenen vier Wochen sei ermutigend, sagte
Nkengasong. «Wir haben auf dem gesamten Kontinent einen
durchschnittlichen Rückgang bei der Zahl der Fälle von 21 Prozent.»
Mit Ausnahme von Zentralafrika sei die Tendenz in allen Regionen
sinkend, angeführt vom Südlichen Afrika (minus 29 Prozent) und dem
Maghreb (minus 18 Prozent). Von den bevölkerungsreichsten Ländern
Afrikas habe Südafrika sogar einen Rückgang von 38 Prozent
verzeichnet. Nur Kenia legte bei den Neuinfektionen um 5 Prozent zu.