Lauterbach lässt sich kommende Woche mit Astrazeneca impfen

Berlin/Leverkusen (dpa) - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach
arbeitet Ende kommender Woche als Impfarzt in einem Leverkusener
Impfzentrum und bekommt dabei den Impfstoff von Astrazeneca
verabreicht. «Ich werde mich dort, wie alle Mitglieder des
Impfzentrums, natürlich mit Astrazeneca impfen lassen», sagte der
Mediziner und Bundestagsabgeordnete dem «Tagesspiegel» (Freitag).
«Wir wollen ein klares Bekenntnis zu Astrazeneca abgeben, das ist ein
sicherer und guter Impfstoff.»

Lauterbach sprach sich trotz der verbreiteten Skepsis im Zusammenhang
mit dem Astrazeneca-Impfstoff dagegen aus, die Impfreihenfolge zu
ändern oder nicht sofort verwendete Dosen nur Freiwilligen zu
spritzen. «Das würde bedeuten, dass die größten Risikogruppen, also

auch Ärzte und Pfleger unter 65 Jahren, länger gefährdet sind.»

Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, diesen Impfstoff nur für
unter 65-Jährige einzusetzen, «hat offenkundig dem Impfstoff
geschadet, viele sehen ihn unberechtigterweise als Impfstoff zweiter
Klasse», kritisierte Lauterbach.

Um angesichts der Coronavirus-Mutationen und einer möglichen dritten
Welle mit den Impfungen schneller voranzukommen und die älteren
Bürger schneller zu schützen, machte Lauterbach einen ungewöhnlichen

Vorschlag: «Ab dem 14. Tag nach der ersten Dosis von Biontech/Pfizer
und Moderna liegt der Schutz bei rund 92 Prozent. Dass der Schutz in
den Wochen danach absinkt, ist extrem unwahrscheinlich. Daher könnte
man überlegen, die zweite Dosis erst nach sechs oder zwölf Wochen zu
setzen.» Dies würde dann viel mehr Menschen der größten Risikogrupp
en
schützen und könnte Tausende Leben in Deutschland retten.

Das Vektor-basierte Astrazeneca-Mittel ist in der EU ein wichtiger
Baustein in der Impfstrategie, da es vergleichsweise günstig ist und
weniger hohe Anforderungen an Transport und Lagerung stellt als die
mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Für den Weg hin zu
Impfungen in Arztpraxen ist das entscheidend. Es geht um Millionen
Dosen, die bald in Deutschland verabreicht werden sollen - etwa an
jüngere Menschen mit relevanter Vorerkrankung und für bestimmte
Berufsgruppen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.