Infektiologe: Mutanten sind trotz sinkender Inzidenzen reale Gefahr

München (dpa/lby) - Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner warnt
trotz sinkender Inzidenzen vor einer Gefahr durch
Coronavirus-Mutationen. «Wir müssen jetzt das Infektionsgeschehen
unbedingt flach halten und eine Ausbreitung der Mutanten im Keim
ersticken», sagte der Chefarzt für Infektiologie an der München
Klinik Schwabing am Donnerstag. «Wir dürfen eine Gefahr nicht erst
als real anerkennen, wenn sie uns in unserer persönlichen Realität
ereilt. Maßnahmen erst dann zu treffen, wäre leider zu spät und wür
de
erneut über tausend Menschenleben täglich kosten.»

Es sei zwar schwierig, zu vermitteln, warum jetzt trotz sinkender
Inzidenzen nicht der richtige Zeitpunkt für Lockerungen sei, sagte
Wendtner. Wie real die Gefahr sei, zeige sich aktuell aber schon in
anderen Ländern: In Portugal sei der Anteil der britischen
Virusvariante im Januar innerhalb von nur einer Woche von 6 auf 20
Prozent gestiegen, betonte Wendtner. «Bei uns zeigt sich aktuell die
gleiche Entwicklung.»

Sollte es gelingen, die Mutanten in Deutschland in Schach zu halten,
«heißt das nicht, dass es nie ein Problem gab, sondern dass wir es
erfolgreich abwenden konnten», betonte Wendtner. «Wir müssen lernen
,
an unseren Erfolgen in der Pandemie festzuhalten, statt sie
wellenartig in Frage zu stellen.» Wichtig sei zudem ein hohes
Impf-Tempo, sagte Wendtner. «Das ist unsere Chance auf einen Ausweg
aus der Pandemie, und das muss jetzt unser Fokus sein, ohne dabei das
Virus selbst aus den Augen zu verlieren.»