Miet-Sauna von Deutschem ist in den USA ein Renner Von Christina Horsten, dpa

In der Corona-Pandemie sind auch in den USA viele Saunen geschlossen.
Da wird die selbst gebaute Miet-Sauna von Henning Grentz zum Burner,
also Erfolg - und so ausgebucht, dass der in New York lebende Mann
aus Schleswig-Holstein selbst kaum mehr zum Schwitzen kommt.

New York (dpa) - Schon als kleiner Junge ging Henning Grentz gerne
zusammen mit seiner Mutter in die Sauna. «Wir haben auf dem Dorf
gewohnt und eine Bekannte im Nachbardorf hatte eine kleine Sauna bei
sich im Keller», sagt der 46-Jährige aus Bargteheide in
Schleswig-Holstein. Inzwischen hat Grentz sein halbes Leben in den
USA verbracht und auch dort schon zahlreiche Saunen ausprobiert, aber
viele haben ihn nicht überzeugt. «Oft war das nur so ein elektrischer
Ofen und der war nicht einmal heiß genug angestellt.» 

Also baute sich Grentz, der das Schwitzen für seine Gesundheit, aber
auch wegen der Geselligkeit beim gemeinsamen Saunieren mit Freunden
mag, seine eigene Sauna. «Ungefähr 16 Monate lang habe ich daran
gebaut und nicht an Materialien, Zeit oder Energie gespart. Ich habe
da viel Herzblut reingesteckt und es war eine wirklich schöne Zeit in
meinem Leben.»

Den Bauplan für das Holzhäuschen überlegt sich der handwerklich
erfahrene und geschickte Grentz selbst. Was er nicht kann, bringt er
sich mit Anleitungen aus dem Internet bei. Die kleine Sauna mit
Umkleideraum, Radio und Holzofen nach finnischer Art soll für ihn
selbst sein - aber von Anfang an hat Grentz auch die Idee, sie einmal
zu vermieten, und baut sie deshalb direkt auf einem Anhänger.

2018 ist die Sauna fertig. Am liebsten fährt Grentz damit zu einem
Freund und stellt sie im Winter neben einem kleinen See auf dessen
Grundstück auf. Nach dem Schwitzen schlagen die beiden ein Loch ins
Eis des Sees und springen hinein. Das Vermarkten geht Grentz dagegen
eher langsam an, aber er erstellt eine Website und ein
Instagram-Profil und immer wieder kommen Anfragen herein.

Dann bricht Anfang 2020 die Corona-Pandemie auch in den USA aus - und
viele Saunen landesweit müssen schließen. Bis heute sind in einigen
Teilen der USA die Saunen und Dampfbäder dicht. Manche Einrichtungen
wie etwa das Bathhouse im New Yorker Stadtteil Brooklyn haben nur mit
starken Kapazitätseinschränkungen und Masken- und Abstandsregeln
geöffnet, aber viele Menschen schreckt die Angst vor einer möglichen
Ansteckung trotzdem von einem Besuch ab. Gleichzeitig suchen in der
Pandemie viele Menschen nach Möglichkeiten, ihr Immunsystem zu
stärken und etwas für ihre Gesundheit zu tun. Andere vermissen ihr
gewohntes Schwitzen. «Saunas sind angesagt», schrieb die «New York
Times» - und verwies auch auf die Miet-Sauna von Grentz.

Mit Holz für mindestens 15 Stunden Brennzeit bringt der seine kleine
Sauna auf dem Anhänger überall in einem Radius von rund zwei Stunden
um seinen Wohnort nördlich der Millionenmetropole New York in den
Shawangunk-Bergen vorbei.

Ein bis zwei Nächte kosten 650 Dollar (etwa 540 Euro), jede weitere
Nacht 125 Dollar, bei längerfristiger Miete geht Grentz mit dem Preis
runter. «Seit November ist die Sauna fast vollständig ausgebucht, ich
komme selbst fast gar nicht mehr dazu, sie zu benutzen», sagt er. Die
meisten Menschen buchten die Sauna gleich für mehrere Wochen, bis
April ist sie auch schon fast durchgängig belegt.

Der Schleswig-Holsteiner ist nicht der einzige Sauna-Vermieter in den
USA, unter anderem auf der Website «SaunaShare» finden sich noch
einige wenige andere Anbieter. Insgesamt sei die aus Finnland
stammende Sauna-Kultur in den USA aber noch nicht so weit verbreitet
wie beispielsweise in Deutschland, sagt Grentz. Als Mitglied der
Nordamerikanischen Sauna-Gesellschaft will er das ändern.

Ein Hindernis dabei ist, dass viele Amerikaner öffentliche Nacktheit
- insbesondere von Männern und Frauen gemeinsam - ablehnen und
deswegen oft höchstens im Badeanzug in die Sauna gehen. «Schade» sei

das und nicht gut für die Holzbänke, wenn dort ständig nasse
Badebekleidung draufkomme, sagt Grentz. Aber er passe sich an, wo es
nötig sei.

Mit 23 Jahren war er einst nach New York gekommen. Ursprünglich habe
er nur ein Jahr im Ausland studieren wollen, aber dann sei er
hängengeblieben. Mit verschiedenen Jobs schlug er sich durch und
arbeitet heute freiberuflich als Industriekletterer, landesweit, aber
vor allem in New York. So klettert er beispielsweise auf die Brücken
der Millionenmetropole oder das American Museum of Natural History
und hilft den Inspekteuren dabei, in der Höhe ihre Arbeit
auszuführen. Einmal wurde er auch zu den Niagarafällen gerufen und
sollte dabei helfen, die vom Wind verwehten Regenponchos der
Touristen aus den Felswänden zu klauben. «Das macht mir wirklich
Spaß. Ich hab auch keine Höhenangst, solange ich angeseilt bin.»  


Die Berge, in denen Grentz klettert und als Tourenführer arbeitet,
und die viele unbebaute Natur sind es auch, die ihn unter anderem in
den USA halten. Mehr als zwei Jahre sei er jetzt schon nicht mehr in
seiner deutschen Heimat gewesen, sagt Grentz. Was er an Deutschland
vermisse? «Lakritz, so richtig salziges Lakritz mit ordentlich
Ammonium.» Seine Schwitz-Kultur hat er sich inzwischen ja vor die
eigene Haustür gebaut, auch wenn die Miet-Sauna derzeit ständig
ausgebucht ist. «Da muss ich wohl bald mal eine zweite Sauna bauen.»