Umfrage: Bayern bevorzugen Spezialkliniken - mit Versorgung zufrieden Von Nikolaus Nützel, dpa

Wenn sie sich geplant operieren lassen müssten, würden die meisten
Bayern auch zu einer weiter entfernten Spezialklinik fahren. Das
heißt zwar nicht, dass sie deshalb die Schließung wohnortnaher
Kliniken befürworten. Dennoch befeuert es eine hitzige Debatte.

München (dpa/lby) - Nahezu alle Bürgerinnen und Bürger in Bayern
würden bei einer planbaren Operation ein spezialisiertes Krankenhaus,
das weiter vom eigenen Wohnort entfernt ist, einer
nicht-spezialisierten Klinik in der Nähe vorziehen. Dies hat eine
repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der AOK Bayern
ergeben. Von den Befragten gaben 94 Prozent an, sie würden bei einem
planbaren Eingriff einen längeren Fahrweg in Kauf nehmen, wenn das
Krankenhaus dafür auf ihre Krankheit spezialisiert ist.

Grundsätzlich zeigt die Umfrage eine hohe Zufriedenheit der
Bevölkerung Bayerns mit der Gesundheitsversorgung im Freistaat. 30
Prozent der Befragten gaben an, sie seien «sehr zufrieden», weitere
60 Prozent sind «zufrieden». Mit dem Gesamtwert von 90 Prozent liegt
Bayern fünf Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Die
Zufriedenheit von Kassen- und Privatpatienten unterschied sich dabei
nur geringfügig.

Besonders zufrieden sind die Menschen im Freistaat mit dem Angebot an
Apotheken (94 Prozent). Mit der Versorgung durch Hausärzte sind 84
Prozent der Befragten zufrieden, bei den Krankenhäusern sind es 80
Prozent.

Für die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag
der AOK in Bayern 1000 repräsentativ ausgewählte Einwohner ab 18
Jahren befragt. Ein Sprecher der Kasse betonte, das Ergebnis nicht
politisch bewerten zu wollen. Aber es wird zu einem Zeitpunkt
veröffentlicht, an dem es in Bayern intensive Diskussionen über einen
Umbau der Krankenhauslandschaft gibt.

Die Bertelsmann-Stiftung hatte im Juli 2019 gemeinsam mit
Gesundheitswissenschaftlern mehrerer Universitäten eine Studie
veröffentlicht, die in die Forderung mündet, viele kleine Kliniken zu
schließen, damit an den verbleibenden Standorten eine bessere
Versorgung angeboten werden kann. In der Bertelsmann-Studie heißt es,
bundesweit sei mit weniger als halb so vielen Krankenhäusern eine
bessere Versorgung möglich.

Die AOK-Umfrage gibt keine Antwort auf die Frage, ob die Bayern einer
Schließung wohnortnaher Kliniken zustimmen würden, selbst wenn sie
für geplante Operationen die Fahrt zu Spezialkliniken in Kauf nehmen.
Verschiedene Initiativen wie beispielsweise das «Aktionsbündnis
Schluss mit Kliniksterben in Bayern» halten die Schlussfolgerungen
der Bertelsmann-Studie für eine Fehleinschätzung. Das Aktionsbündnis

fordert von der Staatsregierung eine Bestandsgarantie für alle
Krankenhäuser im Freistaat.