OB wegen Impfaffäre weiter in Kritik - Viele Fragen im Stadtrat

Es bleibt spannend in Halle: Wie geht eine Stadt damit um, dass
einige Impfstoffdosen gegen das Coronavirus am Ende des Tages doch
nicht an die gingen, die auf der Prioritätenliste ganz weit oben
standen?

Halle (dpa/sa) - Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos)
steht wegen seiner vorzeitigen Impfung gegen das Coronavirus weiter
unter Druck. Bei der Stadtratssitzung musste er sich am Mittwoch
vielen kritischen Fragen von Einwohnern und Stadträten stellen.
Wiegand sagte, der Katastrophenschutzstab der Stadt habe dazu eine
klare Entscheidung getroffen. Das könne man kritisieren, sagte er. Es
sei eine Entscheidung getroffen worden, wie man in einer Notsituation
am Ende eines Tages verfahre, um Impfdosen nicht wegwerfen zu müssen.

Wiegand erklärte zugleich, dass priorisierte Personen per
Sechs-Augen-Prinzip über eine spontane Impfmöglichkeit informiert
worden seien. Bislang hieß es, dass in der Stadt eigentlich per
«Zufallsgenerator» Impfdosen vergeben wurden, die am Ende eines
Impftages übrig blieben und nicht länger haltbar seien. Ansonsten
hätten diese Impfreste vernichtet werden müssen. Impfdosen gegen das
Corona-Virus sind in Deutschland knapp. Die Vergabe von Terminen für
die Impfungen stehen ebenso in der Kritik.

Halles Oberbürgermeister war nach eigenen Angaben im Januar zu Hause
angerufen worden, da niemand anderes zu dem Zeitpunkt für eine
spontane Impfung verfügbar gewesen sei. Wiegand hatte seine Impfung
nicht sofort sondern erst Anfang Februar öffentlich gemacht, ebenso
die Impfung von Mitgliedern des Katastrophenschutzstabes und von
Stadträten. Laut der von Bund und Land festgelegten Prioritätenliste
der Dringlichkeit der Impfberechtigten wäre Wiegand noch nicht an der
Reihe gewesen. Die Impfung des Oberbürgermeisters sorgte bundesweit
für Aufsehen, in Halle für Kritik und Rücktrittsforderungen.