Kostenlose Schnelltests für alle in Baden-Württemberg geplant

Das Land will deutlich mehr kostenlose Corona-Tests anbieten. Dazu
setzt die grün-schwarze Landesregierung auch auf Selbsttests. Von
letzteren will sie sieben Millionen kaufen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Nach der Bundesregierung will auch die
grün-schwarze Landesregierung das Angebot für kostenlose Schnelltests
auf das Coronavirus für alle Menschen ohne Symptome ausweiten.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte am Mittwoch in
Stuttgart, die positive Entwicklung der letzten Wochen sei
ermutigend. Gerade mit Blick auf die Virusmutationen sei ein
zielgerichteter und systematischer Einsatz von Schnelltests ein
wichtiger Baustein, um gefährdete Gruppen noch besser zu schützen und
die jetzt erreichten Erfolge nicht zu verspielen.

Das Land stellt gut vier Millionen Schnelltests aus der Notreserve
zur Verfügung. Es sollen auch weitere sieben Millionen Schnelltests
der neuen Generation zur Selbstanwendung vom Land gekauft werden, bei
denen das Teststäbchen nur noch wenige Zentimeter in die Nase
gesteckt werden muss. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) sagte, dass
Testangebot werde nun auch auf pflegende Angehörige oder
Berufsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko erweitert. Innenminister
Thomas Strobl (CDU) sagte, die Schnelltests könnten helfen,
Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen.

Die Ausweitung der Tests soll mit den Partnern vor Ort erfolgen. Der
Einsatz von Corona-Schnelltests soll auch bundesweit vom 1. März an
ausgedehnt werden - etwa mit kostenlosen Testmöglichkeiten in
Apotheken und in Arztpraxen. Der Landesapothekerverband im Südwesten
hatte aber schon davor gewarnt, dass man für Massentests nicht
ausgerüstet sei. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sprach sich
erneut für kommunale Schnelltestzentren aus. Dafür hätten die
Kommunen bei dem Spitzengespräch erneut ihre Unterstützung zugesagt.
Notwendig seien leicht zugängliche und wohnortnahe Angebote.
Kostenlose Schnelltests für alle gibt es beispielsweise schon im
Landkreis Böblingen.

Die Tübinger Notärztin Lisa Federle, die die Strategie des Landes
bislang kritisch begleitete, erklärte nun: «Wir sind jetzt endlich
einen großen Schritt weitergekommen auf dem Weg, dass im ganzen Land
systematisch getestet wird.» Wirtschaftsministerin Nicole
Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte: «Eine flächendeckende Teststrategie
auf der Basis von Schnelltests muss ein zentraler Baustein für das
Wiederhochfahren von Wirtschaft und Gesellschaft werden.»

SPD-Fraktionschef Andreas Stoch forderte Sozialminister Lucha auf,
die neuen, vor der Zulassung stehenden Schnelltests rasch zu
beschaffen. Im vergangenen Jahr sei das Land etwa im Vergleich zu
Bayern bei der Bestellung von Antigen-Schnelltests zu zögerlich
gewesen. Die erweiterte Teststrategie soll auch die angestrebte
Öffnung von Schulen und Kitas flankieren. Das Land will sie vom 22.
Februar schrittweise öffnen.

Städtetagspräsident Peter Kurz (SPD) sagte, dass das beschlossene
Testangebot für das Personal von Kitas und Schulen nicht allein über
Arztpraxen und Ärzte erfolgen könne, da hierfür nicht überall die
Bereitschaft und die Strukturen bestünden. Kurz regte an, mobile
Teams in die Einrichtungen zu schicken, um Schnelltests abzunehmen
oder eine angeleitete dezentrale Selbsttestung zu organisieren.

Die FDP begrüßte die erweiterte Teststrategie. «Aber es zeigt sich,
dass Lucha als verantwortlicher Minister nach wie vor keine eigene
Strategie zur Bekämpfung der Pandemie entwickelt hat», sagte der
Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann.