Corona-Inzidenz steigt leicht - Senatorin sieht Pendler als Ursache

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen lässt in Hamburg zurzeit keine
Hoffnung auf ein schnelles Ende des Lockdowns zu. Deutschlandweit
wird vermutet, dass sich ansteckendere Virus-Mutanten ausbreiten.
Gesundheitssenatorin Leonhard hat eine andere Erklärung.

Hamburg (dpa/lno) - Trotz des andauernden Lockdowns ist die Zahl der
Corona-Neuinfektionen in Hamburg wieder gestiegen. Die
Gesundheitsbehörde meldete am Mittwoch 237 neue Fälle. Das waren 86
mehr als am Dienstag und 18 mehr als vor einer Woche. Die
Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl neuer Ansteckungen pro 100 000
Einwohner binnen einer Woche - erhöhte sich auf 68,1. Am Vortag hatte
dieser Wert bei 67,1 gelegen, am Mittwoch vor einer Woche bei 68,4.
Der Senat will die harten Maßnahmen zur Corona-Eindämmung erst
lockern, wenn die Inzidenz unter 35 sinkt.

Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte zu den
Ursachen der anhaltend hohen Zahl von Neuinfektionen: «Es sprechen
jetzt jedenfalls keine Ergebnisse dafür, dass das allein auf
Mutationen zurückzuführen ist.» Hamburg sei eine Großstadt in einer

sehr aktiven Metropolregion. Es habe eine Reihe von Corona-Ausbrüchen
gegeben, die auf Pendlerbewegungen zurückgingen. «In den Metropolen
geht es zuerst hoch und am langsamsten wieder runter, gerade in einer
mit 200 000 Einpendelbewegungen pro Tag», sagte Leonhard.

Die britische Variante B.1.1.7 wurde nach Angaben der
Gesundheitsbehörde in Hamburg bislang neunmal nachgewiesen, die
südafrikanische Variante B.1.135 in zwei Fällen. Inzwischen werden
grundsätzlich fünf Prozent der positiven Befunde bei PCR-Tests sowie
alle Verdachtsfälle durch eine Genomsequenzierung weiter untersucht,
um die als ansteckender geltenden Mutanten festzustellen.

Die Virus-Varianten breiten sich in Deutschland schnell aus, wie
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin
mitteilte. Nach neuen Daten des RKI stieg der Anteil der in
Großbritannien entdeckten Mutation binnen zwei Wochen von knapp 6 auf
mehr als 22 Prozent.

Sollte sich das Infektionsgeschehen in Hamburg nicht verlangsamen,
plant der Senat zunächst keine neuen Maßnahmen. «Wir haben mit
unserem Regelungskorsett in Hamburg kaum noch eine Möglichkeit,
Kontakte noch weiter einzuschränken», sagte Leonhard. Hamburg sei
auch nicht unter den ersten Bundesländern, die die Schulen und Kitas
wieder öffneten. Die geplante Öffnung der Friseursalons sei keine
Idee aus Hamburg gewesen.

An den Schulen und Kitas gibt es zurzeit nur einen Notbetrieb. Eine
Öffnung der Schulen vor den Ferien in der ersten Märzhälfte hat
Schulsenator Ties Rabe (SPD) ausgeschlossen. Über die Kitas will
Leonhard Ende Februar mit den Trägern, Erzieherinnen und Eltern
sprechen. Womöglich könnte es einen eingeschränkten Regelbetrieb ab
der zweiten Märzwoche geben, sagte die Sozialsenatorin.

In den Hamburger Krankenhäusern lagen am Dienstag 330
Corona-Patienten, von denen 83 auf Intensivstationen behandelt
wurden. Seit Beginn der Pandemie starben 1202 Menschen an oder mit
dem Virus, wie das RKI mitteilte. Der Gesundheitsbehörde zufolge
haben sich seit Beginn der Pandemie etwa 49 566 Menschen nachweislich
infiziert. Etwa 44 200 gelten nach RKI-Angaben inzwischen als
genesen.

69 666 Menschen erhielten eine Erstimpfung gegen das Coronavirus,
davon 37 359 bereits auch die Zweitimpfung. Laut RKI liegt Hamburg
bei der Impfquote leicht über dem deutschlandweiten Schnitt. Das Gros
der Prioritätsgruppe 1, also die über 80-Jährigen und das
Pflegepersonal, werde im März ein vollständiges Impfangebot erhalten
haben, sagte Leonhard. Bis Ende Februar sollen die Zweitimpfungen in
Pflegeheimen abgeschlossen sein.

In Hamburg sollen in Kürze auch Menschen, die aus beruflichen Gründen
zur zweiten Prioritätsgruppe gehören, erste Einladungen zum Impfen
bekommen. Das könnten beispielsweise Mitarbeiter in Arztpraxen,
Polizisten oder Feuerwehrleute sein, sagte ein Sprecher der
Gesundheitsbehörde. Wie viele Menschen insgesamt in Hamburg dieser
Gruppe angehören, stehe noch nicht fest, erklärte der Sprecher.

Für die Berufstätigen eigne sich der Impfstoff Astrazeneca gut, der
in Deutschland nur für unter 65-Jährige empfohlen ist. «Davon
erreichen uns in den kommenden Wochen rund 45 000 Dosen. So haben wir
Spielräume, diesen Menschen zeitnah ein Impfangebot machen zu
können», sagte der Sprecher weiter. 70- bis 79-Jährige, die auch zur

zweiten Prioritätsgruppe gehören, müssen andere Impfstoffe bekommen
und nach Angaben der Behörde demnach noch warten.

Gleichzeitig zu den Menschen aus der zweiten Prioritätsgruppe würden
auch noch Menschen aus der ersten Prioritätsgruppe geimpft. Am
Donnerstag werden noch einmal 4000 Termine für diese erste
Prioritätsgruppe freigeschaltet, hieß es.