Mit Gratis-Corona-Schnelltests aus der Krise? Das «Böblinger Modell»

Bund und Land wollen künftig auf kostenlose Corona-Schnelltests
setzen. Der Landkreis Böblingen ist da schon weiter.

Böblingen (dpa/lsw) - Kostenlose Corona-Schnelltests für alle: Das
ist seit mehr als einer Woche das Motto im Landkreis Böblingen. Fünf
Schnelltestzentren hat der Landkreis bei Stuttgart dafür in den
letzten Wochen und Monaten aus dem Boden gestampft. «Das Ziel ist es,
Infizierte ohne Symptome zu erkennen und damit weitere Ansteckungen
zu verhindern», sagte Landrat Roland Bernhard am Mittwoch. Die
Gratis-Schnelltest-Strategie hatte schon als «Böblinger Modell»
bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

3100 Menschen haben sich laut Bernhard in der ersten Woche seit dem
Start des Pilotprojekts am 8. Februar testen lassen. 123 Testungen
seien positiv ausgefallen. «Das sind 123 Infektionsketten, die
unterbrochen wurden», sagte Bernhard. Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem
Landkreis mit seinen rund 400 000 Einwohnern fällt stetig, sie liegt
derzeit bei rund 41.

Bernhard sieht seine Testzentren als Pendant zu den Impfzentren. Sie
seien auch ein wichtiger Baustein bei der Pandemiebekämpfung.
«Solange wir im Schneckentempo impfen, müssen wir die Testungen
hochfahren», so der Landrat. Darum könne das «Böblinger Modell» a
uch
beispielgebend sein.

Zwei Mal die Woche können sich die Menschen im Landkreis kostenlos
auf das Coronavirus testen lassen. Zuvor waren 29 Euro pro Testung
fällig, was laut Bernhard für viele eine Hürde gewesen ist. Um an
einen Termin zu kommen, muss man sich online anmelden. «Es ist ein
niedrigschwelliges und flächendeckendes Angebot.»

Die Wartezeit in den Zentren betrage im Schnitt vier Minuten. «Die
Ergebnisse bekommt der Patient per App direkt auf das Smartphone -
man weiß in ungefähr 30 Minuten, ob man positiv ist oder nicht.» Die

Zentren seien an Arztpraxen angeschlossen, wo positive Ergebnisse
noch mit einem Labortest bestätigt werden müssten. «Positive
Testergebnisse werden auch an das Gesundheitsamt übermittelt.»

Die Kosten für die Test-Container und die Tests übernehme aktuell der
Kreistag. «Wir rechnen mit bis zu 250 000 Euro.» Koordiniert und
durchgeführt würden die Tests von den Ortsgruppen des Deutschen Roten
Kreuzes und Apothekern.

Der Einsatz von Corona-Schnelltests soll auch bundesweit vom 1. März
an ausgedehnt werden - etwa mit kostenlosen Testmöglichkeiten in
Apotheken und in Arztpraxen. Der Landesapothekerverband im Südwesten
hatte aber schon davor gewarnt, dass man für Massentests nicht
ausgerüstet sei. Auch die Landesregierung in Baden-Württemberg hatte
am Mittwoch Gratis-Tests für alle angekündigt.