Studie der Uniklinik: Ansteckende Mutanten in den Städten

Die Corona-Mutanten aus Großbritannien oder Südafrika gelten als
ansteckender als das ursprüngliche Virus. Aber wo in NRW können sie
nachgewiesen werden? Die Uniklinik Münster hat jetzt eine Studie
vorgelegt.

Münster (dpa/lnw) - Laut einer Studie der Uniklinik Münster
verbreiten sich die als ansteckender geltenden Corona-Mutanten in den
Ballungsräumen in Nordrhein-Westfalen deutlich stärker als auf dem
Land. Auch die Grenzregion zu den Niederlanden sei weniger betroffen,
teilte das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium am Mittwoch
über das Ergebnis mit.

Für die Studie wurde 933 Proben (Stichtag 27. Januar 2021)
ausgewertet, die laut Ministerium weitestgehend als repräsentativ für
die 53 Kreise des Landes gelten. Nicht alle Kreise konnten allerdings
die gewünschte Anzahl von 5 bis 6 Proben pro 100 000 Einwohner
liefern. In 73 Proben wurde die britische Variante B.1.1.7 entdeckt,
in fünf die Mutante aus Südafrika. Die Variante aus Südamerika war
nicht vertreten. Insgesamt fanden die Forscher bei neun Prozent der
in NRW positiv getesteten Proben eine als ansteckender geltende
Virus-Mutante.

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht nach Angaben von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) inzwischen von einem
deutlich höheren Anteil der Virus-Varianten aus. Bundesweit soll nach
Zahlen aus der ersten Februar-Hälfte allein der Anteil der zunächst
in Großbritannien aufgetretenen Mutation auf mehr als 22 Prozent
gestiegen sein.

«Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Virus-Varianten weniger
über die grenznahen Regionen als vielmehr durch überregionale
Mobilität hinein in die Ballungsräume getragen werden», sagt
Alexander Mellmann, Direktor des Instituts für Hygiene am
Universitätsklinikum Münster und Leiter der Studie.

«Typisch für das Virus: Dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen
und die Bevölkerungsdichte hoch ist, verbreitet sich das Virus
schneller - egal ob Mutation oder die uns bekannte Variante», sagte
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) laut Mitteilung. Der
Minister hatte Mitte Januar im Landtag angekündigt, sich einen
schnellen Überblick über die Ausbreitung verschaffen zu wollen. Sorge
hatte ihm damals der Nachweis von Mutationen bei zehn Prozent der
Corona-Infizierten im Nachbarland Niederlande bereitet.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert von der
NRW-Landesregierung, dass in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern
alle Corona-Fälle auf die Mutanten hin untersucht werden. «Das muss
das Gesundheitsministerium jetzt anordnen und dafür auch die Kosten
übernehmen», teilte Stiftungsvorstand Eugen Brysch zur Studie aus
Münster mit.

Mutationen werden bei den Corona-Tests nicht automatisch erkannt.
Dafür ist ein besonderes und teures Analyse-Verfahren nötig. Erst mit
dieser sogenannten Sequenzierung kann zum Beispiel B.1.1.7
nachgewiesen werden.

Vor allem diese britische Mutante, die nach konservativen Schätzungen
35 Prozent ansteckender ist, bereitet den Virologen Sorgen. Auch für
andere Varianten wie der südafrikanischen wird eine höhere
Übertragbarkeit angenommen, genaue Daten dazu gibt es aber noch
nicht.