Kammer ermittelt gegen zwei Mediziner wegen Haltung zu Corona

Jena (dpa/th) - Die Landesärztekammer Thüringen hat im Zusammenhang
mit der Haltung von Ärzten zur Corona-Pandemie zwei berufsrechtliche
Ermittlungsverfahren gegen Mediziner eingeleitet. Insgesamt lägen 22
Hinweise gegen Kammermitglieder vor, die geprüft würden, sagte eine
Sprecherin am Mittwoch. Dabei gehe es um Vorwürfe wegen der Teilnahme
an Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, die Leugnung von
Gefahren durch die Pandemie, die Ausstellung von Attesten zur
Befreiung von der Maskenpflicht und unkollegiales Verhalten. In einem
Fall laufe parallel zum Berufsrechtsverfahren ein strafrechtliches
Verfahren wegen des Ausstellens falscher Masken-Atteste.

Für Schlagzeilen hatte im Herbst die Einleitung des
Berufsrechtsverfahrens gegen den AfD-Bundestagsabgeordneten und Arzt
Robby Schlund aus Gera gesorgt, das eines von den zwei eingeleiteten
Verfahren ist. Dabei geht es um ein Plakat, auf dem der Berliner
Virologe Christian Drosten in Sträflingskleidung mit der Aufschrift
«Schuldig» zu sehen ist. Schlund hatte dieses auf einer
Corona-Demonstration in Berlin im vergangenen Sommer getragen. Die
ärztliche Berufsordnung verpflichtet Mediziner, sich untereinander
kollegial zu verhalten. In der Landesärztekammer sind 13 000
Mediziner Mitglied, Ruheständler eingeschlossen.

Der MDR hatte am Mittwoch berichtet, dass sich die Landesärztekammern
in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen inzwischen mit insgesamt
mehr als 80 Beschwerden über Mediziner, die die Corona-Pandemie
verharmlosen oder leugnen, auseinandersetzen müssten. Oftmals
beziehen sich die Vorwürfe auf das Ausstellen falscher Maskenatteste,
das Leugnen oder Herunterspielen der Gefahren des Virus oder das
Nicht-Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Praxis.