Ärzte: Wer Astrazeneca schlechtredet, hat Mitschuld an Corona-Toten

Berlin (dpa) - Der Virchowbund der niedergelassenen Ärzte hat den
Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca als
elementaren Baustein zum Weg aus der Pandemie bezeichnet. «Wer aus
Gründen des Populismus und der Selbstdarstellung den Impfstoff von
Astrazeneca schlechtredet, indem er die Wirksamkeit anzweifelt (...),
macht sich mitschuldig daran, wenn der Lockdown länger dauert als
nötig und gerade die älteren Menschen weiter an COVID-19 sterben»,
erklärte der Vorsitzende des Verbandes, Dirk Heinrich, am Mittwoch.

Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, hatte am
Dienstag auf Skepsis bei medizinischem Personal und Pflegekräften
gegen das Astrazeneca-Präparat hingewiesen und empfohlen, sie nicht
mit diesem Impfstoff impfen zu lassen. Die geringere Wirksamkeit sei
nicht wegzudiskutieren, sagte er.

Heinrich hielt dagegen: Jeder unter 65-Jährige, der nicht mit dem
Astrazeneca-Impfstoff geimpft werde, nehme einem Über-80-Jährigen
aktuell das Vakzin von Biontech oder Moderna weg. «Weil diese dadurch
ein höheres Sterberisiko haben, wird damit billigend in Kauf
genommen, dass Über-80-Jährige nach Infektionen durch das Coronavirus
vermehrt sterben», sagte er.

In Deutschland hat die Impfkommission das Vakzin des
britisch-schwedischen Konzerns nur für unter 65-Jährige empfohlen,
weil zur Wirksamkeit bei Älteren Erkenntnisse fehlen. Während die
Mittel von Moderna und Biontech eine Wirksamkeit von 94 und 95
Prozent haben, sind es bei Astrazeneca nach einer neuen Studie nach
der zweiten Impfung bis zu 82 Prozent. Der Virologe Christian Drosten
hatte mit Blick auf Astrazeneca gesagt: «Die Impfstoffe, die wir
haben, die sind extrem gut gegenüber dem, was man erwarten konnte.»