Und was wird nun mit Ostern? Von Gregor Tholl, dpa

Zum zweiten Mal schon lässt das Coronavirus Ostern anders ablaufen
als gewohnt. Kann es dennoch ein Fest der Hoffnung werden?

Berlin (dpa) - In gut 40 Tagen ist Ostern. Das Fest ist nicht ganz so
überladen mit Erwartungen wie Weihnachten. Die klagevolle Frage «Und
was wird jetzt aus dem Osterfest?» kommt in Corona-Zeiten weniger oft
über die Lippen als die gleiche Frage mit dem Weihnachtsfest. Doch
eine Debatte über das Ritual des Osterurlaubs läuft derzeit in
Politik und Wirtschaft - mit offenem Ausgang.

Der Berliner Charité-Wissenschaftler Christian Drosten sagte kürzlich
angesichts des derzeitigen Tempos: «Für die Zeit bis Ostern können
wir noch nicht viel an Bevölkerungsschutz durch die Impfung
erwarten.» Ist aber vielleicht dennoch Zeit für Hoffnung?

An Ostern feiern Christen die biblisch überlieferte Auferstehung
Christi von den Toten. Darin sehen sie einen Beleg für das ewige
Leben. Ihrem Glauben nach überwand der an Karfreitag gekreuzigte
Jesus am Ostersonntag den Tod und erfüllte damit seinen göttlichen
Erlösungsauftrag auf Erden. Das Konzil von Nicäa legte 325 nach
Christus den Ostertermin fest. Das Fest fällt immer auf den Sonntag
nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. In diesem Jahr ist der
Ostersonntag am 4. April - und damit acht Tage früher als 2020.

Vor einem Jahr sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu den
Feiertagen und der Corona-Krise: «Ausgerechnet an Ostern, dem Fest
der Auferstehung, wenn Christen weltweit den Sieg des Lebens über den
Tod feiern, müssen wir uns einschränken, damit Krankheit und Tod
nicht über das Leben siegen.» Gaststätten durften damals erst wieder

im Mai, zu einem anderen Fest, nämlich Pfingsten, öffnen - zunächst
im Freien. Wird es 2021 etwa genauso oder anders kommen?

Noch im Herbst wurde bei Impfstoffprognosen oft Ostern als möglicher
Zeitpunkt genannt. Bekanntlich kam es anders, und die Mittel waren
schon an Weihnachten verfügbar, wenn auch nicht in ausreichender
Menge für ein schnelles Durchimpfen.

Die Debatte über Versäumnisse wird an vielen Stellen geführt, Meckern

hat Hochkonjunktur. Doch gilt Jammern als ungesund. Und nach wie vor
sollen laut Bundeskanzlerin Angela Merkel bis Ende des Sommers, also
etwa Ende September, alle in Deutschland «ein Impfangebot» bekommen.
Schon bald sollen in kommunalen Testzentren, Apotheken oder Praxen
kostenlose Schnelltests helfen, Infektionen früh zu erkennen - ebenso
Selbsttests für Laien.

Auch Gabriel Yoran, Unternehmer und Autor («Klassik verstehen»),
setzt der allerorten um sich greifenden Corona-Fatigue - also der
Müdigkeit, der Ungeduld und dem Überdruss - Hoffnung entgegen. Der
42-Jährige ist Helfer in einem Berliner Impfzentrum und empfiehlt
dringend, keine Online-Impfterminrechner zu benutzen und dann
auszuflippen. «Macht nicht den gleichen Fehler wie zu Anfang der
Pandemie und glaubt linearen Entwicklungen.»

Die entmutigenden Rechner, so Yoran, gingen davon aus, dass es bei
der aktuellen Impfrate bleibe. Doch realistischer sei es, dass
weitere Impfstoffe zugelassen und die Produktion der bestehenden
hochgefahren werde - und dass im Laufe des Jahres auch Hausärztinnen
und -ärzte nicht tiefgekühlte Impfstoffe verabreichen können.

Aber an Ostern - also schon in sechs Wochen - gibt es wohl noch keine
Erlösung. Das allgemeine Halleluja lässt auf sich warten. In diesem
Fall hilft vielleicht der Humor des bayerischen Komikers Karl
Valentin (1882-1948): «Wissen Sie schon, dass Pfingsten vor Ostern
kommt, wenn man den Kalender von hinten liest?»