Minister: Grenzkontrollen noch ohne ernste Folgen für Sachsen-Anhalt

Tausende Jobs sind in Sachsen-Anhalt mit der Automobilbranche
verbunden. Was bedeuten die Grenzkontrollen für die Branche - und
andere?

Magdeburg (dpa/sa) - Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD)
sieht gegenwärtig noch keine gravierenden Auswirkungen der
Grenzkontrollen auf die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Bei den 270
Unternehmen mit 26 000 Beschäftigten, die im Land dem Automobilsektor
zugerechnet werden, handele es sich im Wesentlichen um Zulieferer.
Diese seien bei Unterbrechungen von Lieferketten in der Regel nicht
in dem Maße betroffen wie Werke großer Automobilhersteller in anderen
Bundesländern. «Das ist allerdings eine Momentaufnahme. Sollten
Grenzkontrollen länger bestehen bleiben oder gar noch ausgeweitet
werden, kann sich das schnell ändern», sagte Willingmann.

Daher werbe er schon jetzt dafür, das Einreiseprozedere besonders für
den Lastverkehr zu optimieren. Es gelte Informationen über
Einreisemodalitäten zu verbessern, vermehrt Corona-Schnelltests
anzubieten und die Abfertigung im Sinne der Wirtschaft zu
beschleunigen. Aus Angst vor Corona-Mutationen hatte die
Bundesregierung Tschechien und Tirol zu Virusvarianten-Gebieten
erklärt und vorübergehend stationäre Grenzkontrollen eingeführt. Au
s
der Automobilbranche kam Kritik.

Willingmann betonte, dass es beim Thema Grenzkontrollen nicht nur um
die reinen Lieferketten, sondern auch um grenzüberschreitenden
Personenverkehr gehe. So werde die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt
auch in diesem Jahr beispielsweise auf Erntehelfer aus Osteuropa
angewiesen sein. Tschechien sei ferner ein wichtiger Handelspartner
für Sachsen-Anhalt, erklärte der Minister. In der Rangliste der
wichtigsten Exportmärkte für die Unternehmen im Land belegte
Tschechien zuletzt Rang vier. 2019 exportierten Firmen aus
Sachsen-Anhalt demzufolge Waren im Wert von 1,12 Milliarden Euro nach
Tschechien, und damit so viel wie nie zuvor. Beim Import belegte
Tschechien mit 683 Millionen Euro Platz acht.

Insofern sollte Sachsen-Anhalt ein nachhaltiges Interesse an guten
Beziehungen zu Tschechien haben, sagte Willingmann. Vor dem
Hintergrund werbe er sehr dafür, einen stärkeren Austausch mit den
europäischen Nachbarländern zu gemeinsamen Maßnahmen im Kampf gegen
die Pandemie vor allem in den Grenzregionen zu suchen. «Damit die
Grenzkontrollen möglichst schnell wieder beendet werden können»,
sagte Willingmann.