Corona-Gegner vor Privathaus von Bürgermeister - Grenze überschritten

Floh-Seligenthal (dpa/th) - In der Südthüringer Gemeinde
Floh-Seligenthal (Kreis Schmalkalden-Meiningen) sind Corona-Gegner
vor das Privathaus des dortigen Bürgermeisters gezogen. Etwa 20
Querdenker hätten ihn am Sonntag auf seinem Hof wegen der geplanten
freiwilligen Massentests in der Region zur Rede stellen wollen, sagte
Bürgermeister Ralf Holland-Nell (CDU) am Dienstag auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die Zeitung «Freies Wort»
darüber berichtet.

Sie hätten Zettel und einen Brief bei sich gehabt, den sie ihn in den
Briefkasten geworfen hätten. Der Bürgermeister sah mit dem Protest
vor seinem Privathaus eine Grenze überschritten. «Ich bin im Amt
immer verfügbar und auch zu Gesprächen bereit», betonte Holland-Nell.

Der Kommunalpolitiker rief schließlich die Polizei, woraufhin sich
die Gruppe wieder zerstreute hätte.

Eine Sprecherin der Polizei sagte, es gebe keinen Anfangsverdacht für
eine Straftat und damit auch keine Ermittlungen. Holland-Nell
verzichtete zudem auf eine Anzeige. Der Kreis Schmalkalden-Meiningen
ist derzeit einer der Corona-Hotspots in Thüringen. Mit rund 218
registrierten Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage je
100 000 Einwohner ist die Inzidenz dort thüringenweit am höchsten.

Erst im Januar hatten sich Corona-Protestanten vor dem
Privatgrundstück des sächsischen Ministerpräsidenten Michael
Kretschmer (CDU) versammelt. Im vergangenen Jahr wurden vor dem
Wohnhaus von Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) eine
Grabkerze und ein Aufruf für eine Demo von Querdenkern abgelegt.