Kaum Stau wegen Kontrollen an den Grenzen zu Tschechien und Tirol

Seit Sonntag wird jedes Fahrzeug bei der Einreise aus Tschechien und
Tirol überprüft. Mittlerweile scheint sich aber eine gewisse Routine
einzustellen - ein größeres Verkehrschaos blieb aus.

Schirnding/Kiefersfelden (dpa/lby) - Trotz strikter Kontrollen hat
sich die Verkehrslage an der Grenze zu Tschechien und Tirol
weitgehend entspannt. Am Übergang im oberfränkischen Schirnding
mussten Fahrer am Dienstagfrüh nach Angaben der Polizei noch etwa 20
Minuten warten, in Kiefersfelden bildeten sich keine Staus. Doch nach
wie vor mussten viele wieder umkehren, weil sie kein negatives
Testergebnis oder eine Anmeldung zur Einreise vorweisen konnten.

Nach Angaben des Bayerischen Innenministeriums wurden am Sonntag und
Montag rund 32 000 Fahrer an den bayerischen Grenzübergängen
kontrolliert - mehr als 5500 durften nicht einreisen. Am Montag
meldete die Bayerische Grenzpolizei 455 Verstöße wegen fehlender
Anmeldung und 54 Verstöße wegen fehlender Testergebnisse.

«Wir müssen in der Regel nur zehn Minuten warten und schon schicken
wir wieder einen Fahrer zurück», berichtete ein Sprecher der
Bundespolizei-Inspektion Rosenheim. Anders als in sozialen
Netzwerkwerken spekuliert, werde nach wie vor jedes Fahrzeug
kontrolliert. «Es wird jeder Pkw angehalten und das Gespräch mit den
Insassen gesucht.»

Viele Lastwagenfahrer hätten sich schon an die Kontrollen gewöhnt und
würden gleich aus dem Fenster den negativen Corona-Test vorweisen.
«Dann geht das Ganze relativ schnell, und es entsteht vielleicht der
Eindruck, als würden wir die Fahrzeuge nur durchwinken», meinte der
Sprecher der Bundespolizei Rosenheim.

Auch am Grenzübergang in Schirnding werde jedes Auto kontrolliert,
betonte ein Sprecher der Bundespolizei-Inspektion Selb. Dort soll
sogar noch eine zusätzliche Fahrspur für Lastwagen eingerichtet
werden, damit sich auch morgens keine Staus mehr bilden.

Dass sich die Lage an der Grenze entspanne, hat aus Sicht von Bayerns
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gleich mehrere Gründe: Zu
Wochenbeginn seien grundsätzlich mehr Lastwagen unterwegs, die am
Sonntag nicht fahren dürfen. Außerdem würden viele Lkw-Fahrer die
Kontrollen umfahren und beispielsweise lieber über die Tauernautobahn
einreisen.

Tatsächlich sei der Güterverkehr am Übergang in Kiefersfeldern
deutlich zurückgegangen, berichtete der dortige Sprecher der
Bundespolizei. Einige Fahrer nehmen wohl die Umwege in Kauf. Doch
auch am Übergang Salzburg-Freilassing werde regelmäßig kontrolliert -

insbesondere Fahrer mit Kennzeichen aus Tirol.

Die Tiroler Verkehrslandesrätin kritisierte die schärferen Regeln für

die Einreise. Sie glaube nicht, dass Grenzschließungen im gemeinsamen
Europa die Lösung sind, um die Coronavirus-Pandemie zu bekämpfen,
sagte Ingrid Felipe am Dienstag im Deutschlandfunk.

Auch der Kiefersfeldener Bürgermeister Hajo Gruber sieht noch
Verbesserungsbedarf. Von mehreren Schülern sei ihm bekannt, dass sie
nicht mehr zum Unterricht an ihre Schule nach Kufstein (Österreich)
dürften, sagte Gruber. «Das ein wirkliches Problem, vor allem wenn
die Schülerinnen und Schüler in der Abschlussklasse sind.» Etwa ein
Dutzend Mitarbeiter der Gemeinde Kiefersfelden, die jenseits der
Grenze wohnten, hätten hingegen zur Arbeit kommen können.

Pendler mit systemrelevanten Berufen brauchen ab Mittwoch eine
Bescheinigung der Behörden, damit sie noch einreisen dürfen. Im
Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge wurden nach Angaben des
dortigen Landratsamts 73 Unternehmen mit 475 Grenzgängern als
systemrelevant anerkennt. Normalerweise arbeiten dort rund 1500
Pendler aus Tschechien. Die bayernweiten Zahlen sollen laut
Innenministerium am Mittwoch vorliegen.

Tschechien und Tirol gelten als sogenannte Virusmutationsgebiete.
Seit Sonntag dürfen von dort nur noch Deutsche sowie Ausländer mit
Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland einreisen. Ausnahmen
gibt es unter anderem für Gesundheitspersonal, Lastwagenfahrer und
sonstiges Transportpersonal im Güterverkehr. Sie müssen sich digital
anmelden und an der Grenze einen negativen Corona-Test vorweisen, der
nicht älter als 48 Stunden sein darf.